AT1-Beschwerde
Die Grossbank zieht ihre Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht zurück. Der Entscheid ist ein letzter psychohygienischer Akt einer Bank, die in wenigen Tagen als eigenständiges Institut aufhört zu existieren. Ein Kommentar.
24. Mai 2023 • Beat Schmid

Die Credit Suisse wollte den Entscheid nicht auf sich sitzen lassen – und legte Beschwerde gegen die Verfügung der Finma, die sogenannten Contingent Capital Awards (CCA) auf null abzuschreiben. Bei vielen hohen CS-Managern waren die CCA Teil ihrer aufgeschobenen Boni.

Es ging um viel Geld. Allein aus dem Jahr 2019 wären in diesem Frühling 268 Millionen Franken fällig geworden. Insgesamt war Ende 2022 eine Summe von rund 360 Millionen Franken ausstehend.
Dieses Geld ist nun definitiv weg. Gegen den Abschreiber will die CS sich nicht mehr wehren und hat ihre Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht zurückgezogen, wie gestern Abend bekannt wurde. Was die Bank dazu bewegte, ihre Anwälte – die Grossbank engagierte zwei Juristen der Grosskanzlei Homburger – vom Fall abkommandieren, ist unbekannt.

Der Trotz einer gekränkten Bankführung

Klar ist, dass die UBS über den Rückzieher nicht unglücklich sein wird. Dabei dürfte es der Grossbank nicht nur um die 360 Millionen Franken gehen, die in der prall gefüllten Übernahmekasse nun weiterhin zur Verfügung stehen.

Was für die UBS entscheidender ist: Der Rückzug sendet ein Signal an die rund 2500 Beschwerdeführenden, die bisher beim Verwaltungsgericht gegen den Abschreiber von AT1-Anleihen Beschwerde eingereicht haben. Ihre ohnehin schwierige Position, einen Teil der 16 Milliarden Franken zurückzufordern, dürfte sich mit dem Entscheid der CS nochmals verschlechtert haben.

Letztlich ist der Entscheid der CS vor allem ein letzter psychohygienischer Akt der Grossbank, die in wenigen Tagen als eigenständiges Institut aufhört zu existieren. Sich gegen die Finma zu wenden und damit gegen den Bund, der die Bank vor dem Kollaps rettete, war der Trotz einer gekränkten Bankführung, die bis zum Schluss glaubte, alles richtig gemacht zu haben.

Dabei waren es die obersten Manager der Bank, die das Vertrauen der Kunden in die Bank nachhaltig zerstörten und die 167-jährige Institution an die Wand fuhren. Mit dem Entscheid, das Ruling der Finma zu akzeptieren, wendet die Bank eine grosse Peinlichkeit ab.

CS-Kaderleuten, die den Entscheid nicht hinnehmen wollen, bleibt weiterhin die Möglichkeit, sich den Klagen von anderen AT1-Gläubigern anzuschliessen, was ja bereits geschehen soll.