UBS
Die UBS zeigt Schwächen in ihrer Paradedisziplin. Die Zinswende hinterlässt Spuren im Ergebnis. Jetzt müsste die UBS sparen. Wird die Abteilung zu gross für einen Chef allein? Eine Analyse.
29. April 2023 • Beat Schmid

Bei der UBS tut sich eine Schere auf, zwischen dem Heimmarkt und der internationalen Vermögensverwaltung. Während im klassischen Retailbanking die Zinseinnahmen nach jahrelanger Talfahrt plötzlich explodieren, schrumpfen im Wealth Management die Erträge, welche die Bank aus den Depots ihrer reichen Kunden zieht.

Hintergrund sind die weltweit steigenden Zinsen: Während 30 Jahren kannten die Zinsen eigentlich nur eine Richtung – nach unten. Während es auf den Sparkonten immer trüber aussah, wurde der Aktienmarkt befeuert, was der UBS ein ungeahntes Wachstum bei den verwalteten Vermögen bescherte. Die Depots schwollen an, die Erträge mit Transaktionen oder wiederkehrende Gebühreneinnahmen sprudelten.

Jetzt, mit steigenden Zinsen und den damit verbundenen Unsicherheiten überdenken viele Vermögende ihre Strategien. Sie legen konservativer an, lösen ihre Kredite auf, mit denen sie ihre Depots gehebelt haben. Schaut man die Zahlen der UBS im ersten Quartal an, zeigt sich ein klares Bild: Die Nettozins-Einnahmen gegenüber dem Vorjahresquartal stiegen um 350 Millionen Dollar auf (+30 %), die wiederkehrenden Gebühren und Transaktion-basierten Einnahmen hingegen sanken um 352 Millionen (-13 %) und 111 Millionen (-11 %).

Die steigenden Zinseinnahmen konnten die Rückgänge bei den Fees nicht wettmachen. Die gesamten Einnahmen sanken um 2 Prozent oder 112 Millionen auf 4,7 Milliarden Dollar.

Der Plattentektonik ausgeliefert

Wenn sich tektonische Platten verschieben wie bei einer Zinswende, ist auch die UBS machtlos. Sie muss sich den neuen Realitäten anpassen, die Geschäfte umbauen und vor allem die Kosten senken. Macht sie das auch? Schnallt die Bank den Gürtel enger? Nein, das macht sie nicht oder nicht genug. Die Kosten gingen nur ganz leicht zurück.

Die Folge ist, dass der Vorsteuergewinn um 7 Prozent sank. Das Kosten-Ertragsverhältnis verschlechterte sich um einen Punkt auf 74,3 Prozent. Die Börse war not amused. Die UBS-Aktien tauchten am Dienstag, als das Ergebnis bekannt wurde.

Wealth-Management-Chef Iqbal Khan müsste viel stärker auf die Kostenbremse treten, um die riesige Abteilung wieder in Schwung zu bringen. Der einfachste Ansatz wäre, die Löhne nach unten anzupassen. Doch Kahn scheint Beisshemmungen zu haben, den gut bezahlten Private-Bankern die Saläre zu kürzen. In den USA ist der Vorsteuergewinn in diesem Bereich um 17 Prozent eingebrochen. Die Entschädigungen der US-Finanzberater, die eigentlich auf Basis eines Provisionsmodells entlöhnt werden, sanken nur um knapp 9 Prozent. Auch in Asien machte das Wealth Management einen Taucher (-14 %).

Zu viele Baustellen für einen Chef allein?

Die Zinswende, das Kostenthema, Asien, die USA – und jetzt auch noch die Integration der Credit Suisse: Iqbal Khan hat einige Baustellen, auf denen er gleichzeitig präsent sein muss. Möglicherweise sind das zu viele. CEO Sergio Ermotti wird in den nächsten zwei Wochen erste Veränderungen im Management-Team bekanntgeben, wie er am Dienstag sagte.

Während seiner letzten Amtszeit als CEO war die Führung des Wealth Management stets auf zwei Schultern verteilt, ein Chef für die USA, einer für den Rest der Welt. Gut möglich, dass es wieder so kommt oder ähnlich. Zumal die neue kombinierte UBS-CS-Vermögensverwaltung deutlich grösser sein wird.

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