Asset-Management
Der krisengeschüttelte Zürcher Asset-Manager will den Zusammenschluss bis spätestens nächste Woche unter Dach und Fach bringen.
24. April 2023 • Beat Schmid

Langsam kommt die GAM-Saga zu einem Ende. “Wie bereits angekündigt, befindet sich GAM in fortgeschrittenen Gesprächen über strategische Optionen für das Unternehmen”, schreibt das Unternehmen heute in einem Statement. Dazu gehörten Gespräche mit dem britischen Vermögensverwalter Liontrust Asset Management über einen “Zusammenschluss der beiden Unternehmen”

“Unsere Gespräche zielen darauf ab, das Unternehmen im besten Interesse aller unserer Interessengruppen strategisch zu positionieren”, heisst es weiter. “Eine weitere Ankündigung wird nach erfolgreichem Abschluss erfolgen, den wir für den 4. Mai oder früher erwarten.” Deshalb verschiebt GAM die Veröffentlichung des Jahresberichts erneut. Jetzt soll er am 4. Mail publiziert werden.

Letzte Woche wurde Verkaufsgespräche zwischen Liontrust und GAM bestätigt. Gemeinsam würden die beiden Unternehmen rund 100 Milliarden britische Pfund an Kundenvermögen verwalten. An der Börsenkapitalisierung gemessen bringt Liontrust mit umgerechnet 685 Millionen Franken deutlich mehr auf die Waage als GAM. Die Zürcher werden an der Börse 112 Millionen Franken bewertet.

Auch die ZKB hatte Interesse

Seit mehreren Monaten kursieren Spekulationen über einen Verkauf. Im Juli wurde berichtet, dass die Investmentbank J.P. Morgan den Auftrag erhalten haben soll, einen Käufer für das Unternehmen zu finden.

Auch auch Swisscanto, der Asset Manager der Zürcher Kantonalbank (ZKB), hatte ein Auge auf GAM geworfen, wie Tippinpoint Anfang November berichtete. Doch wie eine involvierte Person damals sagte, habe man den Plan wieder verworfen.

Für Swisscanto, die 217 Milliarden Franken verwaltet, wäre GAM mittlerweile zu klein gewesen, hiess es damals. Zudem standen kulturelle Probleme im Weg. Die beiden Unternehmen erfolgreich zusammenzuführen, sei nur schwer vorstellbar gewesen.

GAM befindet sich seit Jahren in einer Negativspirale. Nach einem Skandal im Jahr 2018, bei dem der frühere Star-Fondsmanager Tim Haywood suspendiert wurde, stürzte der Aktienkurs von GAM um 97 Prozent ab. Zudem musste der CEO Alexander Friedman zurücktreten. Das Unternehmen wurde mit einer Strafe von 9,1 Millionen Pfund belegt.

Wie bereits am 25. Januar 2023 angekündigt, erwartet die Gruppe für das Gesamtjahr 2022 einen bereinigten Verlust vor Steuern von rund 42,8 Millionen und einen IFRS-Nettoverlust nach Steuern von rund 309,9 Millionen Franken.

Im ersten Quartal 2023 registrierte GAM einen leichten Anstieg der verwalteten Vermögen im Investment Management gegenüber dem Jahresende 2022 auf 23,3 Milliarden Franken. Im Bereich Fund Management Services gingen die verwalteten Vermögen auf 48,4 Milliarden Franken zurück. Dabei betragen die Netto-Kundenabflüsse 4,7 Milliarden Franken. Die AuM sind insgesamt weiter auf 71,7 Milliarden Franken zurückgegangen.

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