Bonus in Raten
Vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen sorgt die angeschlagene Grossbank mit ihrer Bonuspolitik für Unruhe beim Personal.
8. Februar 2023 • Beat Schmid

Morgen Donnerstag gilt es ernst, dann wird die Credit Suisse ihre Zahlen fürs letzte Quartal offenlegen. Dann wird klar, ob es der Bank gelungen ist, die dramatischen Abflüsse, die im Herbst eingesetzt haben, zu stoppen. Doch innerhalb der Bank sorgen andere Themen für Nervosität.

Anfang Jahr ist Bonus-Saison. Die Beschäftigten erfahren von ihren Vorgesetzten, wie viel Bonus sie für das angelaufene Jahr erhalten werden. Es gilt das ungeschriebene Gesetz in der Finanzbranche, dass die Banken auch bei Milliardenverlusten ihren Angestellten Boni zahlen.

Zwar wird die CS den Bonustopf ungefähr halbieren und damit härtere Einschnitte vornehmen wie ihre Konkurrenten, doch im Topf werden sich trotzdem 1 Milliarde Franken befinden, die an über 50’000 Beschäftigte verteilt werden.

Bonus in Raten

In den letzten Tagen tröpfelten über die Nachrichtenagentur Bloomberg immer neue Details an die Öffentlichkeit, die den Blutdruck zusätzlich in die Höhe treiben. So sollen Mitarbeiter der unteren Stufen, sogenannte Associates und Vice Presidents, darüber informiert worden sein, dass die Boni in drei Raten ausgezahlt werden sollen.

Wie Bloomberg berichtet, sollen die Ratenzahlungen etwa 40 Tage nach dem 1. April, dem 1. Juli und dem 1. Oktober ausgezahlt werden. Die Agentur stützt sich auf nicht genannte Personen. Die Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Mit der Massnahme kann die Bank ihre Liquidität schonen und Mitarbeiter von einer Kündigung abhalten. In der Regel reichen Bankangestellte ihre Kündigung erst dann ein, wenn sich der Bonus auf ihrem Konto befindet.

Anfang Woche meldete die Agentur, dass die CS den sogenannten Pay Day, den Tag, an dem Investmentbanker über die Höhe ihrer variablen Vergütung informiert werden, verschoben hat. Betroffen sollen Kadermitarbeitende auf Stufe Director und Managing Director sein.

Kaderleute müssen warten

Wie im Januar vermeldet wurde, haben die Kaderleute auf denselben Stufen in diesem Jahr aber auch eine Sonderbehandlung erfahren. Sie erhielten die Möglichkeit, Teile ihres Bonus für das Jahr 2022 sofort beziehen zu können, statt über mehrere Jahre verteilt.

Allerdings hatte diese Option einen Haken: Die Angestellten sind verpflichtet, Anteile der Cash Awards zurückzuzahlen, wenn sie die Bank innerhalb der nächsten drei Jahre verlassen. Sie mussten sich bis zum 30. Januar entscheiden, ob sie beim Spezialprogramm mitmachen wollen oder nicht.

In einem internen Memo an die Mitarbeiter hiess es: “Unsere Vergütungsstruktur für 2022 zielt darauf ab, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Interessen unserer Mitarbeiter und denen der wichtigsten Stakeholder, einschliesslich unserer Aktionäre und Aufsichtsbehörden, herzustellen.”

In den letzten Jahren war dieses Verhältnis allerdings kaum ausgewogen. Wie Tippinpoint berichtete, hat die Credit Suisse in den letzten 13 Jahren Boni in der Höhe von 39 Milliarden Franken ausbezahlt. Dem stehen netto Gewinne von 9 Milliarden gegenüber.

Konnte die Blutung gestoppt werden?

Dieses Ungleichgewicht wird nur noch grösser. Am Donnerstag wird die Bank ihre Zahlen fürs Gesamtjahr bekanntgeben. Es wird ein hoher Milliardenverlust erwartet, wie schon im Jahr 2021 sowie in den Jahren 2015, 2016 und 2017. 2022 soll der Grossverlust in der Region von 7 Milliarden Franken zu liegen kommen.

Die Augen werden auch auf die Abflüsse gerichtet sein. Die grosse Frage lautet: Ist es der Bank gelungen, die Blutung zu stoppen? Zudem kann davon ausgegangen werden, dass die Bank mehr Details zu ihren diversen strategischen Projekten liefern wird. Einen grossen Informationsbedarf gibt es etwa zur geplanten Abspaltung der Investmentbank.

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