Weil er ein PEP ist?
Urplötzlich kündigt das britisch-litauische Fintech dem Unternehmer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler das Geschäftskonto. Ob die Schliessung mit seiner Tätigkeit als Politiker zu tun hat, erfährt er nicht.
14. Dezember 2022 • Beat Schmid

Revolut sieht sich als Finanz-Super-App. Wegen günstiger Konditionen ist sie in der Schweiz sehr beliebt. Mehrere Hunderttausend Kunden soll die App in der Schweiz haben. Auch Unternehmer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler setzt seit ein paar Monaten auf die Neobank. Er nutzt Revolut Business als Bezahllösung für ein neues Unternehmen, das er im März mit Partnern gegründet hat.

Alles läuft bestens, doch nach sechs Monaten wird ihm in einer automatisierten E-Mail angekündigt, dass Revolut das Geschäftskonto auslösen wird. Gründe werden keine genannt. Es folgt ein zweiwöchiger Parcours durch einen Irrgarten, bis ihm gestern Dienstag von einem Key-Account-Manager aus Paris die definitive Schliessung der Geschäftsbeziehung mitgeteilt wird.

In der E-Mail schreibt der Revolut-Mitarbeiter, dass es “so aussehe, als könnten wir von unserer Seite aus leider nichts tun”. Er habe in der vergangenen Woche alles gemacht, um die Angelegenheit zu klären. “Ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht helfen konnte - ich habe mein Bestes gegeben!” Kind Regards.

Liegt es an seinem Status als PEP?

Jetzt hat Dobler bis am 27. Januar Zeit, einen neuen Anbieter für sein neues Business zu suchen, der ebenfalls günstige Fremdwährungs-Konditionen anbietet, wie er gestern am Telefon sagt. Dobler ist Hauptaktionär der Spielwarenhaus-Kette Franz Carl Weber und ist Mitgründer des Onlinehändlers Digitec, den er an die Migros verkaufte. Er ist Präsident des Verbands ICT Switzerland und sitzt im Vorstand von Economiesuisse.

Am meisten ärgert ihn, dass die Schliessung des Kontos ohne Angaben von Gründen erfolgt. Revolut verweist auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Diese besagen, dass das Unternehmen jederzeit und ohne Angaben von Gründen die Geschäftsbeziehung auflösen könne, sagt Dobler.

So weiss er auch nicht, ob die Schliessung mit seinem Status als sogenannter PEP zusammenhängt. Als Nationalrat ist Dobler eine sogenannte politisch exponierte Person. Die Behandlung von PEPs ist für Finanzunternehmen oftmals mit einem Mehraufwand verbunden. Es gelten verschärfte Compliance-Bestimmungen.

In einer E-Mail an den Key-Account-Manager, der sich nach hartnäckigem Nachfragen um sein Anliegen kümmert, schreibt Dobler, er vermute, dass die Blockierung mit seinem PEP-Status zu tun haben könnte. Der interne Aufwand für die Compliance sei deshalb möglicherweise zu hoch. Er habe dem Support-Team alle nötigen Informationen angeboten.

“Bananenrepubliks-Firma ohne Rechtssicherheit und Kundenservice”

Doch der Revolut-Manager geht erst gar nicht darauf und teilt ihm den negativen Entscheid mit. Dass Konten ohne Vorwarnung geschlossen werden, kommt sehr oft vor und sorgt regelmässig für Verärgerung bei den Kunden.

In einem Post auf Linkedin beschreibt Dobler Revolut als “Bananenrepubliks-Firma ohne Rechtssicherheit und Kundenservice”. Er wünsche allen viel Glück mit Revolut Business. “Da will man schon fast wieder freiwillig die überteuerten Kommissionen der Schweizer Banken zahlen…” Sein Eintrag löste über 50 Kommentare aus.

Revolut hat gemäss eigenen Angaben weltweit mehr als 25 Millionen Kundinnen und Kunden. Davon sind 500’000 Geschäftskunden. Das Unternehmen bekam letztes Jahr von Kapitalgebern eine Finanzspritze in der Höhe von 800 Millionen Dollar, was den Firmenwert auf 33 Milliarden Dollar hochschraubte.

Doch in diesem Jahr hat der Wind gedreht. Die Bewertungen von Techunternehmen sind stark eingebrochen. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs sind Finanzierungen von Jungunternehmen deutlich rückläufig. Weil Revolut nach wie vor hohe Verluste schreibt, muss die Firma jetzt auch vermehrt an der Kostenschraube drehen.

Vor kurzem hat sie für Schweizer Kunden eine neue Gebühr eingeführt. Wer das Revolut-Konto über eine Kreditkarte auflädt, bezahlt neu 1,5 Prozent auf der Einzahlung. Bei einer Debitkarte beträgt die Gebühr 1,15 Prozent. Trotz der Erhöhung bleiben die Konditionen attraktiv, wie ein Vergleich von Moneyland zeigte. Wer viele Auslandstransaktionen macht, fährt mit Revolut oder Wise deutlich günstiger als bei einer traditionellen Schweizer Bank. Ebenfalls günstige Konditionen bieten die beiden Schweizer Neobanken Neon und Yapeal.