7 Prozent Zins
Die Bank verlor innerhalb kurzer Zeit 84 Milliarden Franken. Jetzt sollen Kundengelder mit üppigen Zinsgeschenken zurückgelockt werden. CS-Angestellte stehen unter enormem Druck, berichtet Bloomberg. 
6. Dezember 2022 • Beat Schmid

Die Grossbank will offenbar mit allen Mitteln sehr vermögende Anleger in die Bank zurücklocken, berichtet Bloomberg. Private-Banking-Chef Francesco de Ferrari soll seine 1800 Berater angewiesen haben, abtrünnigen Kunden Produkte mit einem Zins zwischen 5 und 6 Prozent und Bonuskonditionen für Depositengelder anzubieten.

Darüber hinaus bietet die Bank Schuldverschreibungen mit einem festen Zinssatz von fast 7 Prozent an, um die Anleger dafür zu entschädigen, dass sie ihr Geld für einige Monate verleihen, berichtet die Agentur. Dass Banken Ende Jahr nochmals tüchtig aufs Gaspedal drücken, um die Neugeldbilanzen aufzuhübschen, ist gängige Praxis.

Bei der CS hat das allerdings einen tieferen Grund. Die Bank hat innert kurzer Zeit 84 Milliarden Franken Kundengelder verloren. Der Abfluss soll sich zum Glück stabilisiert haben, wie Axel Lehmann im Schweizer Fernsehen am Montag sagte. Mal kommen die Gelder zurück, mal gehen sie wieder. Die Ab- und Zuflüsse dürften volatil sein.

Bank spricht von “markkonformen” Lösungen

Ein Analyst von J.P. Morgan schätzt dagegen, dass im ganzen vierten Quartal insgesamt 107 Milliarden Franken abfliessen werden. Ob die Rückholaktion erfolgreich ist, wird man spätestens im Februar erfahren, wenn die Bank ihre Jahreszahlen veröffentlichen wird.

Ein Sprecher der Credit Suisse sagte gegenüber Bloomberg, dass die Bank ihren Kundinnen und Kunden eine “differenzierte” Beratung und marktkonforme” Lösungen anbieten wolle. Der Zins ist zwar sehr hoch, doch angesichts des Risikoprofils der Bank auch nicht übertrieben.

Das Rating der CS wurde wegen der konfusen Restrukturierung und der fehlenden Klarheit über die künftigen Erträge auf BBB- heruntergestuft. Für manche institutionelle Investoren ist die Bank damit auf ein Niveau abgerutscht, auf dem sie als Gegenpartei nicht mehr infrage kommt.

Um überhaupt noch an Liquidität zu kommen, muss die Bank deshalb immer tiefer in die Tasche greifen. Im November brachte die Bank eine 11-jährige Dollar-Anleihe zu einem Zins von 9 Prozent auf den Markt. Eine Euro-Anleihe liegt nur unwesentlich darunter.

Wie Bloomberg schreibt, sollen Präsident Axel Lehmann und CEO Uli Körner grossen Druck auf Vermögensverwaltungs-Chef De Ferrari ausüben.

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