Konzernumbau
Die Grossbank entwirft Pläne, um das Geschäft mit den Superreichen anzukurbeln. Eine Möglichkeit: Den Kredithahn aufdrehen.
18. November 2022 • red.

Lange schwieg die Credit Suisse zu ihren Plänen in der Vermögensverwaltung. Jetzt lüftete der Chef der Wealth-Management-Sparte, Francesco De Ferrari, den Schleier über der Strategie – zumindest ein bisschen. An einer Tagung des Datenanbieters Refinitiv am Donnerstag bezeichnete er das Geschäft mit Superreichen sowie mit Kunden in Schwellenländern Asiens oder dem Nahen Osten als künftigen “Wachstumsmotor” der Abteilung.

“Wir sind bestens gerüstet, um Wachstumschancen in der Region zu nutzen”, sagte De Ferrari, der zwischen 2012 und 2018 bereits für die CS in diesem Markt aktiv war. Das Wachstumsgebiet Naher Osten ist insofern wenig überraschend, als mit der angekündigten Kapitalerhöhung künftig über 20 Prozent der Credit Suisse von arabischen Investoren kontrolliert wird.

Ansetzen will De Ferrari bei “superreichen Unternehmern”, erklärte er mit Blick auf Kunden mit Vermögen von über 25 Millionen Dollar. 55 Prozent der Erträge seiner Division entfielen auf dieses Segment. Anders gesagt heisst das, die CS will dort wachsen, wo sie ohnehin schon stark ist. Sie hat zwar im Vergleich zur UBS das deutlich kleinere Wealth Management, ist aber bei den Superreichen sehr gut vertreten.

Kredit sind entscheidend

Um bei diesen Kunden punkten zu können, seien Kredite entscheidend, mit denen sie Zugang zu den Finanzmärkten erhielten. Auch dieser Ansatz ist nicht neu. Schon unter Iqbal Khan drehte die Bank vor allem in Asien den Kredithahn auf, was der Bank kurzfristig viel Neugeld einbrachte, aber gleichzeitig die Ertragsströme volatiler machte. Noch heute leidet die Bank unter einem im Branchenvergleich hohen Anteil an transaktionsabhängigen Einnahmen.

Auch bei Kunden mit Vermögen von fünf bis 25 Millionen Dollar sieht De Ferrari grosses Potenzial. Hier solle Digitalisierung dem Geschäft Schub verleihen. Credit Suisse wolle sich in der Vermögensverwaltung auf rund 20 Märkte konzentrieren und aus einer Reihe von Ländern aussteigen, sagte De Ferrari.

In den letzten Monaten kam es zu einem “Bankrun light” bei der Grossbank, viele frustrierte und verunsicherte Kunden zogen ihre Gelder ab. Inzwischen habe sich die Lage aber stabilisiert, sagte De Ferrari. Gerne hätte man erfahren, ob der Bank auch wieder Gelder zufliessen nach Bekanntgabe der Umbau. Aber dazu äusserte er sich nicht.

Er sagte, dass es die Kunden begrüssen würden, dass Credit Suisse mit dem Ausstieg aus Teilen des Investmentbankings schwankungsärmer werde. "Stabilität, Sicherheit und Seriosität sind sehr wichtig." Allerdings war das Investmentbanking sehr wichtig, um mit Unternehmern überhaupt in Kontakt zu kommen. Die Strategie von De Ferrari wird nur dann aufgehen, wenn es der Bank gelingt, diesen Zugang auch ohne Investmentbanking zu sichern.