Digital Assets
Eine Gruppe von Kryptodienstleistern lanciert ein System mit Visakarte, Rendite und Cashback. Das neue Zahlungssystem soll wie die Lösungen von Revolut oder Neon funktionieren.
23. September 2025 • Werner Grundlehner

Ab heute können in der Schweiz Franken-Stablecoins als Zahlungsmittel genutzt und überall dort eingesetzt werden, wo Visa-Karten akzeptiert werden. Das Produkt der Frankencoin Association ist in Kooperation mit Mt Pelerin, Gnosis Pay und Zeal entstanden. Weil die Lösung auf der Blockchain basiert, greifen die Bausteine der Anbieter nahtlos und transparent ineinander.

Nicht nur die dezentrale Blockchain-basierte Lösung, die ausserhalb des traditionellen Finanzsystems läuft, ist für Anwender ein Vorteil. Die Guthaben erzielen auch ein Einkommen. Der Frankencoin weist momentan eine on-chain Rendite von 3 Prozent auf. Auf Zahlungen mit diesem System erhält der Anwender zudem ein Cashback von 5 Prozent.

Technisch gesehen sei es eine Debit-Card und funktioniere wie die Lösungen von Revolut oder Neon und generiere keine Gebühren, sagt Johannes Kern, Geschäftsführer der Frankencoin Association. Damit im Hintergrund ein Compliance Check durchgeführt werden kann, muss der Betrag fünf Minuten vor der Zahlung «geladen» werden. Für regelmässiges Einkaufen kann auch ein Auto-Reload – etwa von 500 Franken – programmiert werden.

Kein Bankkonto mehr nötig

Zum ersten Mal können die Menschen in der Schweiz gemäss den Anbietern ihr Finanzleben planen, ohne auf ein Bankkonto angewiesen zu sein. In der Pressemitteilung heisst es weiter: «Sie können jetzt in digitalen Schweizer Franken sparen, Zinsen verdienen und diese weltweit mit Visa ausgeben – ohne Bankkonto und ohne die Kontrolle aufzugeben».

Die vier Partner vereinen die Bausteine Stablecoin, App (Zeal), die Transaktion von Franken in Stablecoin (Mt Pelerin) sowie die globale Visa-Zahlungsinfrastruktur (Gnosis). Die Zahlungen erfolgen unter self-custody auf der Blockchain, der Benutzer behält die volle Kontrolle über seine Gelder und kann weltweit mit Karte bezahlen. Wegen der Basierung auf der Blockchain seien alle Informationen stets einsehbar, sagt Kern.

Kryptolohnempfänger als Zielgruppe

Als erste Nutzer werden Angestellte in der Kryptoindustrie anvisiert, die bereits in Stablecoins bezahlt werden – jedoch in Dollar. Kern rechnet vor, dass es rund 4000 solcher Personen gibt, die im Schnitt mindestens 10'000 Franken verdienen. Wenn diese die Hälfte in Frankencoins tauschten und nutzen, kommt er auf ein potenzielles Marktvolumen von 5 Millionen Franken im Monat.

Die aus «Legobausteinen» aufgebaute Visa-Zahlungslösung, ist wiederum nur ein Baustein in der Stablecoin-Umgebung. Die heute lancierte Zahlungsmöglichkeit ist auf die Schweiz ausgerichtet. Doch Gnosis bietet ihre Dienstleistungen auch in anderen europäischen Ländern und Brasilien an. Der Franken ist für Investoren aus diesen Ländern wegen ihrer Wertbeständigkeit attraktiv. «Wir wollten mit der Visa-Karte die User-Experience für die Anwender des Frankencoins erhöhen», sagt Kern. Der Frankencoin bietet jedoch auch Anwendungen jenseits dieser Zahlungsfunktion an, etwa als Transkaktionswährung im Kryptohandel.

Der Frankencoin entstand im Januar 2024 im Rahmen einer Doktorarbeit des Bitcoin-Pioniers Luzius Meisser. Der Coin bildet die Geldschöpfung dezentral auf der Blockchain ab. Ein Kreditnehmer kann tokenisierte Assets im System hinterlegen und erhält den Betrag (abzüglich eines vorab geschuldeten Zinses) in Frankencoins. Wenn er die Schulden begleicht, erhält er die Assets zurück. Wenn nicht zurückbezahlt wird, werden die Vermögenswerte versteigert und der ausstehende Betrag aus dem Erlös beglichen. Der ganze Prozess ist in Smart Contracts abgebildet, so dass die Bank überflüssig wird. Das Umlaufvermögen (Total Value Locked) des Stablecoins hat sich innerhalb eines Jahres von rund 10 auf 27 Millionen Franken erhöht.

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