Corporate Governance
Laurent Freixe zahlt einen hohen Preis für eine aufgeflogene Liebesaffäre. Doch nicht immer bedeutet eine No-Go-Beziehung das Ende einer Karriere, wie das Beispiel von Kathrin Wehrli zeigt.
4. September 2025 • Beat Schmid

Der Sofortrücktritt von Nestlé-CEO Laurent Freixe stürzt den Nahrungsmittelkonzern in eine Krise. Der Aktienkurs ist seitdem gefallen, Milliarden wurden ausradiert. Freixe soll eine Liebesbeziehung mit einer direkt Unterstellten abgestritten haben. Der Manager, der vor einem Jahr von Mark Ulf Schneider übernommen hatte, musste den Hut nehmen. Seine Karriere ist vorbei. Es scheint nahezu ausgeschlossen, dass er jemals wieder in einer Konzernleitung oder in einem Verwaltungsrat eines namhaften Unternehmens auftaucht.

Dass eine heikle Liebesbeziehung von hochgestellten Managern jedoch nicht immer im Karriere-Debakel enden muss, zeigt das Beispiel von Katrin Wehrli. Vor vier Jahren sorgte ihre Affäre mit Rolf Olmesdahl für einen Skandal, über den breit berichtet wurde. Wehrli und Olmesdahl traten nur wenige Monate nach einander von ihren Posten in der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz zurück. Die NZZ notierte damals vorsichtig, dass die «Umstände der abrupten Trennung» von Kathrin Wehrli und IT-Chef Rolf Olmesdahl Fragen «aufwerfen» würden.

Und der Tages-Anzeiger hielt fest, wonach die beiden Geschäftsleitungsmitglieder inzwischen ein Paar seien. «Das würde aus Governance-Sicht wegen ihrer jeweiligen Rolle in der Bankengruppe Probleme aufwerfen.» Es könnte auch die kurzfristig anberaumten Rücktritte sowie die knappe Begründung in der Kommunikation vonseiten Raiffeisens zumindest teilweise erklären.

Grünes Licht von der Finma

Erst Monate nachdem der Finanzblog Inside Paradeplatz die Affäre publik gemacht hatte, teilte die Bank mit: «Die Betroffenen haben ihr Verhältnis offengelegt.» Mit dem Rücktritt von Kathrin Wehrli seien die internen Regulatorien eingehalten worden.

Der Karriere von Katrin Wehrli hat der Skandal vor vier Jahren nicht geschadet. Sie hat diese Woche ihre neue Stelle in der Geschäftsleitung der Valiant Bank angetreten, wie auf ihrem LinkedIn-Profil zu entnehmen ist. Ein Detail am Rand: Bisher hat es die Bank verabsäumt, die Mutation auf der Firmenwebseite nachzutragen. Dort ist immer noch ihr Vorgänger Marc Praxmarer als Leiter Firmen und Institutionelle Kunden ausgeführt, obwohl Wehrli schon bald eine Woche in Charge ist.

Es hat Seltenheitswert, dass jemand nach Auffliegen einer heiklen Liebesaffäre eine Gewährsposition in einer Bank erhält. Dass die Finma zur Ernennung von Wehrli grünes Licht gegeben hat, ist deshalb bemerkenswert. Dieses Glück ist ihrem Partner Rolf Olmesdahl nicht vergönnt. Er hat einen Job im Maschinenraum von Julius Bär angenommen und muss nun im Team von Nic Dreckmann die neue Software-Kernbankenlösung bei Bär implementieren. Ein Platz in der Geschäftsleitung scheint für ihn in weiter Ferne zu sein.