Kostendruck
Julius Bär möchte seine Aktivitäten in Spanien ausbauen. Und die britische NatWest-Gruppe verlagert Teile ihrer Wealth-Operations von der Schweiz nach Grossbritannien.
13. Juni 2025 • Beat Schmid

Margendruck und der starke Franken machen den Banken zunehmend zu schaffen. Eine neue Welle der Verlagerung von Backoffice-Funktionen in Niedriglohnländer scheint anzurollen. Wie gestern bekannt wurde, hat die britische NatWest Group damit begonnen, Teile der Operationen ihres Wealth-Management-Geschäfts von der Schweiz nach Grossbritannien zu verlagern.

Zudem verschiebt sie weitere Funktionen an günstigere Standorte wie Indien, sagte Paul Thwaite, CEO von NatWest, bei der Investorenkonferenz der Goldman Sachs Group in Berlin. Seine Bank sei weiterhin zuversichtlich, die Ausgaben in diesem Jahr unter Kontrolle halten zu können, auch wenn die Lohninflation die Kosten in die Höhe treibe, so Thwaite laut einem Bloomberg-Bericht. «Wie alle Banken haben auch wir gewisse unvermeidbare Kostendruckfaktoren. Aber auf der anderen Seite muss man sehr hart arbeiten und mehrjährige Effizienzsteigerungen erzielen», sagte er.

Der Sparkurs betrifft nicht nur die Schweiz, sondern ist breit angelegt: Neben der Verlagerung von Funktionen und dem Ausbau Indiens als Offshoring-Standort hat NatWest auch Immobilien konsolidiert und ihre Niederlassung in Polen geschlossen, wodurch dort rund 1 600 Stellen wegfallen.

In Zürich betreibt die britische Finanzgruppe mit der NatWest Services (Switzerland) Ltd. einen IT-Anbieter für das Wealth Management der Gruppe. Wie auf der Website zu lesen ist, besteht der Hauptzweck darin, Dienstleistungen für UHNW-, High Net Worth- und Affluent-Kunden zu entwickeln, aufzubauen, zu warten und bereitzustellen.

Ein eigenes Vermögensverwaltungsgeschäft betreibt die Gruppe in der Schweiz schon länger nicht mehr. Nach den Wirren der Finanzkrise verkaufte die damalige Royal Bank of Scotland im Jahr 2025 ihre Schweizer Tochtergesellschaft Coutts an die Genfer Privatbank UBP.

Julius Bär setzt auf Spanien

Auch Julius Bär will mit Verlagerungen Kosten sparen. Beim Strategie-Update vor zwei Wochen erklärte Finanzchefin Evie Kostakis, dass man die Backoffice-Aktivitäten in Spanien ausbauen wolle. Was das genau bedeutet und wie viele Jobs in der Schweiz davon betroffen wären, ist noch nicht klar.

Gleichzeitig hat die Bank ein Projekt gestartet, um ihr Kernbankensystem in der Schweiz abzulösen. Wie die tippinpoint letzte Woche berichtete, dürfte dabei die Genfer Softwareschmiede Temenos zum Zug kommen.

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