Der Schweizer Bestsellerautor spricht in einem Interview darüber, warum er der Credit Suisse den Rücken gekehrt hat, bei welcher Schweizer Bank er sich jetzt besser aufgehoben fühlt und warum er sein Geld lieber ausgibt als es anzulegen.
21. Mai 2024 • Beat Schmid

Nein, ein weiteres Buch über Banken wolle er nicht schreiben, sagt Bestsellerautor Martin Suter. «Nach ‘Montecristo’ und etwa 800 ‘Business Class’-Kolumnen ist das Thema für mich erledigt. Ich bin nun alt genug, um mich anderen Themen zu widmen, etwa der Liebe. Und nicht mehr der Liebe zum Geld», sagt er in einem Interview mit dem Handelsblatt (Abo).

Zum lieben Geld scheint Martin Suter ein ausgesprochen entspanntes Verhältnis zu haben. «Das, was reinkommt, geht auch wieder raus», sagt er. Er halte es mit Karl Lagerfeld, der einmal sagte: «Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt.» Er, Suter, sage auch gerne, dass auf seinem Konto «ein Vakuum entstehen muss, das wieder neues Geld reinziehen kann».

«Es sollte die Pflicht jedes Gutverdienenden sein, das Geld auszugeben», meint der Autor von «Small World», «Allmen und Herr Weynfeldt» oder «Die dunkle Seite des Mondes». Suter verachtet reiche Menschen, die geizig sind. «Geiz ist geil» hält Suter für einen idiotischen Spruch, der der deutschen Wirtschaft mehr geschadet habe als alles andere.

Auch vom Schuldenmachen hält Suter nicht viel. Aber wer in der Schweiz ein Haus kaufen wolle, müsse in der Regel einen Kredit aufnehmen. Dass man als Kunde 20 Prozent Eigenkapital mitbringen müsse, die Bank aber nur acht Prozent brauche, findet er «irritierend».

UBS noch mehr «too big to fail»

Das verleite die Bankmanager zum Leichtsinn, ist Suter überzeugt. «Vor einem Jahr konnten wir sehen, wohin das führt, als die UBS die Credit Suisse für ein Butterbrot übernommen hat. Über die Details wird man sicher noch viel erfahren. Doch gelernt hat man aus dem Fall der Credit Suisse wahrscheinlich nichts.» Schliesslich sei die UBS nach der Übernahme noch mehr ‘too big to fail’.

Suter sagt, er habe die Credit Suisse schon «vor einiger Zeit» verlassen. Er sei zur Zürcher Kantonalbank gewechselt, «weil ich nicht mehr jeden Morgen in der Zeitung lesen wollte, was bei meiner Bank wieder falsch gelaufen ist». Bei der ZKB fühlt er sich besser aufgehoben. «Banken sind meist unterfinanziert», weiss Suter. «Die Zürcher Kantonalbank hat meines Wissens 20 Prozent Eigenkapital. Dazu kommt, dass sie dem Kanton gehört und sämtliche Einlagen garantiert.» (Die CET1-Quote der ZKB beträgt Ende 2023 17,4 Prozent.)

Suter gibt zwar zu, über einen Fonds der ZKB selber Aktien zu besitzen und damit ein Nutzniesser des Shareholder-Value-Ansatzes zu sein. Doch er versuche das «so wenig wie möglich» zu sein, indem er in einen ESG-Fonds investiere. Der Fonds erfülle bestimmte Umwelt- und Sozialstandards und schliesse zum Beispiel Rüstungskonzerne und Produzenten von Genfood aus. «Ich bin nicht dagegen, mit Aktien Geld zu verdienen, ich bin gegen Ausbeutung. Man muss nicht extrem sparsam sein, nur weniger gierig.»

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