Politik
Erstmals will die Meldestelle für Geldwäscherei etwas von den Banken wissen – und hat ihnen Warnhinweise zukommen lassen. Sie sollen damit allfälligen Finanzströmen der radikal-islamischen Hamas auf die Spur kommen.
9. November 2023 • red.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat Schweizer Finanzinstituten Warnhinweise zu möglichen Finanzierungsquellen der Hamas geschickt. Die Meldestelle für Geldwäscherei (Mros) des Fedpol gibt dabei konkrete Hinweise, wonach die Finanzinstitute suchen sollen. So soll etwa auf wohltätige Organisationen und private Aktionen geachtet werden. Dies berichtet der Tages-Anzeiger.

Bisher war die Geldwäschereibekämpfung eine Einbahnstrasse. Schweizer Finanzinstitute sind gesetzlich verpflichtet, bei Verdacht Meldung zu erstatten. Nun fliessen die Informationen erstmals in grösserem Umfang auch in die Gegenrichtung: Banken und andere Finanzintermediäre erhalten von der Mros konkrete Hinweise, wonach sie suchen sollen.

Wie der Tages-Anzeiger schreibt, hat das Fedpol ein Dokument mit dem Namen «Alerts and Typologies» erstellt. Es wurde laut einem Fedpol-Sprecher aufgrund eigener Abklärungen und mit Informationen ausländischer Partnerstellen zusammengestellt. Da Terroristen ihre Kampagnen oft unter dem Deckmantel von Spenden für humanitäre Hilfsaktionen tarnten, müsse das Augenmerk auch auf wohltätige Organisationen und private Aktionen gerichtet werden, heisst es laut Tages-Anzeiger in dem Dokument. «Das Papier soll eine Typologie von Indikatoren liefern, die zum Verdacht der Finanzierung terroristischer Aktionen führen können.»

Die Hamas soll in den vergangenen Jahren unter anderem über Krypto-Konten Geld gesammelt haben. Laut einer israelischen Analysefirma soll die Organisation zwischen August 2021 und Juni 2023 umgerechnet knapp 40 Millionen Franken erhalten haben. Beim verbündeten Islamischen Jihad soll es im gleichen Zeitraum sogar mehr als doppelt so viel gewesen sein. Terrororganisationen nutzen Kryptowährungen wie Bitcoin, um internationale Sanktionen zu umgehen.

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