CS-Lücke im Firmenkundengeschäft
Die Nummer 2 der Schweizer Banken will bleiben, wie sie ist – eine grosse Bank, aber keine Grossbank. Das bedeutet, dass die Raiffeisenbank im Firmenkundengeschäft weiterhin eine passive Rolle spielen wird. Eine Kursänderung konnte es frühestens in zwei Jahren geben.
11. September 2023 • Beat Schmid

Raiffeisen-Chef Heinz Huber will die Genossenschaft nach dem Zusammenbruch der CS nicht neu positionieren. Obwohl die Raiffeisen-Gruppe nun die zweitgrösste Bank der Schweiz sei, werde sie sich nicht neu ausrichten, um für die wegfallenden Funktionen der CS in die Bresche zu springen, sagte Huber.

Für KMU, die bisher bei beiden Grossbanken ein Konto hätten und nun zu Raiffeisen wechseln wollten, sei man «bereit». «Ich sehe nicht, dass wir uns neu positionieren müssen. Unsere Werte haben sich bewährt», sagte Huber in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».

Eine Absage erteilte Huber im Interview auch der Exportfinanzierung und der Leadrolle bei syndizierten Krediten – zwei wichtige Geschäftsbereiche, in denen die Credit Suisse stark war. Exportfinanzierungen setzten ein internationales Korrespondentennetz voraus, so Huber. «Das würde unser Geschäftsmodell viel komplexer machen, das wollen wir nicht.»

Die Lead-Banken von syndizierten Krediten müssten zu Beginn eine sehr grosse Kredittranche von teilweise mehreren hundert Millionen selbst tragen. «Hat Raiffeisen diesen Risikoappetit? Wir haben Nein gesagt.» Am Risikoprofil wolle man nichts ändern. Raiffeisen sei eine grosse Bank. «Aber wir wollen keine Grossbank sein.»

Die aktuelle Strategie der Raiffeisen läuft noch bis 2025. Ab 2026 wird sich die Bankengruppe neue strategische Ziele setzen. Wenn Raiffeisen vermehrt in Richtung Firmenkundengeschäfte gehen sollte, dann wäre es wohl frühestens dann der Fall.

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