CS-Rettung
Kurz vor dem Zwangsverkauf der CS an die UBS gab es alternative Rettungsversuche. Doch die Finma sagte zweimal Nein.
7. August 2023 • Beat Schmid

Die Saudis wollten die CS retten – die Finma lehnte ab. Die Credit Suisse wollte die AT1-Bonds zurückkaufen, um Vertrauen zurückzugewinnen – auch das lehnte die Finma ab. Vor dem Zwangsverkauf der Credit Suisse an die UBS intervenierte die Finanzmarktaufsicht zweimal und verhinderte damit eine mögliche Rettung der Bank.

Wie die «SonntagsZeitung» gestern schrieb, wollte die Credit Suisse zwei Tage bevor die Finma die Anleihen für kraftlos erklärte, diese zurückkaufen. Das hätte die Märkte vielleicht beruhigt, spekulierte die Zeitung, doch die Aufsichtsbehörde sagte Nein.

In den turbulenten Tagen vor dem Zwangsverkauf erklärten Finma und Nationalbank, die CS erfülle weiterhin die Liquiditäts- und Eigenmittelanforderungen. In der Nacht auf Donnerstag wurde bekannt, dass die SNB der Bank eine Liquiditätshilfe (ELA) in Höhe von 50 Milliarden Franken gewährt hat. Damit wollte die Bank auch Schulden zurückzahlen und veröffentlichte eine entsprechende Liste von Anleihen.

Wasser auf die Mühlen geprellter AT-Gläubiger

Neu ist: Gemäss SonntagsZeitung hat die CS bei der Finma ein Gesuch für den Rückkauf von im Juni fälligen AT1-Obligationen eingereicht. Sie wollte damit sofort an die Öffentlichkeit gehen, um Vertrauen zurückzugewinnen. Doch die Finma habe dem Gesuch nicht stattgegeben. Die Zeitung beruft sich auf «zuverlässige Quellen aus der früheren CS-Geschäftsleitung und der Finma».

Damit war zumindest aus Sicht der Credit Suisse noch kein sogenannter Viability Event bei der Bank eingetreten. Ein solcher ist notwendig, damit die Papiere auf null abgeschrieben werden können.

Es ist offensichtlich, dass die Enthüllung der SonntagsZeitung, so sie denn stimmt, vor allem Wasser auf die Mühlen der geprellten AT-Gläubiger ist, die bisher 320 Beschwerden beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht haben. Für sie wachse nun die Zuversicht, schreibt die Zeitung.

Gleichzeitig gerät die Finma in Erklärungsnot. Es entsteht der Eindruck, dass die Behörde mit der Nationalbank und der UBS einen Pakt zum Verkauf der Credit Suisse geschlossen hat – und ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr bereit war, andere Optionen zu verfolgen.

Wie Tippinpoint und der SonntagsBlick im Juni berichteten, lehnte die Finma auch eine weitere Kapitalspritze der Saudi National Bank ab, die knapp 10 Prozent an der CS hielt. Die von der Herrscherfamilie kontrollierte Bank aus Saudi-Arabien wollte ihren Anteil an der Grossbank auf 40 Prozent aufstocken. Insgesamt hätten die Investoren fünf Milliarden Dollar in die Bank gesteckt. Doch die Milliarden flossen nicht. Die Finma legte ihr Veto ein.

Finma-Spitze müsste sich erklären

Gut möglich natürlich, dass die Rettungsaktion der Saudis zu spät gekommen wäre und auch ein Rückkauf gewisser AT1-Tranchen nicht wesentlich zur Beruhigung beigetragen und den Verkauf an die UBS nur hinausgezögert hätte.

Vielleicht hatte die Finma auch andere Gründe, die privaten Rettungsbemühungen abzulehnen. Es müsste eigentlich im Interesse der Finma-Spitze mit Präsidentin Marlene Amstad und Direktor Urban Angehrn sein, in dieser Sache Klarheit zu schaffen. Das wird sie aber nicht tun. Deshalb ist das jetzt der Job der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK).

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