Fossile Fuel Finance Report
Im Krisenjahr 2022 schrumpften die Investments in fossile Energieprojekte – ein paar europäische Banken drücken aber weiterhin fest aufs Gaspedal, obwohl sie sich ein Netto-Null-Ziel gegeben haben.
13. April 2023 • Beat Schmid

Die Royal Bank of Canada (RBC) ist im Jahr 2022 zum grössten Finanzier der fossilen Brennstoffindustrie aufgestiegen und hat damit J.P. Morgan von der Spitzenposition verdrängt. Das geht aus dem heute veröffentlichten Fossile Fuel Finance Report hervor, der auf Daten von verschiedenen NGOs basiert und der vom Rainforest Action Network koordiniert wird. Der Grund für den Aufstieg der RBC sei, dass kanadische Banken zunehmend die Rolle des “Lender of Last Resort” für umstrittene CO₂-intensive Projekte übernehmen.

Laut dem Report soll RBC im Jahr 2022 Mittel in der Höhe von 42,1 Milliarden Dollar für Unternehmen und Projekte im Bereich fossiler Energien bereitgestellt haben, darunter 4,8 Milliarden Dollar für Ölsand-Projekte. J.P. Morgan finanzierte Projekte im Umfang von 39 Milliarden Dollar. Sie bleibe die “schlechteste Bank”, wenn man die Zeitspanne seit den dem Pariser Klimaabkommen betrachte. Die kumulierten Investitionen belaufen sich auf insgesamt 434 Milliarden Dollar seit 2016.

Bank BNP Paribas ist Spitzenreiterin in Europa

An der Spitze der europäischen Banken liegt die französische Bank BNP Paribas mit Finanzierungen im Umfang von 20,8 Milliarden Dollar im Jahr 2022. Die Credit Suisse kommt im Ranking seit 2016 weltweit auf Platz 20 (in Europa auf Platz 2) mit einem Gesamtvolumen von 104 Milliarden Dollar. Im letzten Jahr betrug das Volumen 6,6 Milliarden Dollar.

Die UBS liegt auf Platz 37 mit Finanzierungen von 45 Milliarden Dollar seit 2016. Im letzten Jahr unterstützte die Grossbank fossile Energie-Projekte im Umfang von 2,8 Milliarden Dollar.

Insgesamt haben die beiden Schweizer Grossbanken ihr Engagement im letzten Jahr deutlich zurückgeschraubt. Die CS reduzierte ihre Finanzierungen um 4,1 Milliarden, die UBS um 1,3 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr.

Allerdings haben einige europäische Banken 2022 ihr Öl-, Gas- und Kohle-Exposure deutlich ausgebaut. So etwa BNP Paribas, CaixaBank, Unicredit, Crédit Agricole und Lloyds. Die fünf genannten Banken haben ihre Geschäfte ausgebaut, obschon sie sich der Net-Zero Banking Alliance angeschlossen und sich damit zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet haben.

Dominierend sind europäische Grossbanken in diesem Geschäft nicht. Die wichtigsten Finanzierer sind die US-Banken mit Investments im Umfang von über 1,5 Billionen Dollar seit 2016. Dann kommen mit grossem Abstand kanadische, chinesische und japanische Banken.

Insgesamt waren die Finanzierungen im Jahr 2022 rückläufig. Die 60 grössten Banken der Welt haben 2022 ein Volumen von 673 Milliarden Dollar erreicht, was einem Rückgang von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Zahl war die niedrigste zwischen 2016 und 2022, was auf “ungewöhnliche geopolitische und wirtschaftliche Bedingungen und nicht auf Veränderungen in der Finanzierungspolitik” zurückzuführen sei, heisst es im Bericht.

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