Nach Wealthfront-Absage
Vor zwei Monaten schoss er den eingefädelten 1,4 Milliarden-Franken-Deal ab. Jetzt sagt der UBS-Präsident, dass es in den USA nur noch organisches Wachstum geben werde.
30. November 2022 • red.

Amerika ist für die UBS der Ort, um kurzfristig Erträge zu steigern, sagte UBS-Präsident Colm Kelleher am Mittwoch auf dem Global Banking Summit der Financial Times (Abo) in London. “Wir wissen, dass wir wachsen müssen", sagte er.

Deshalb laute die Botschaft in den USA: "Organisches Wachstum, keine Ablenkungen, keine Fusionen und Übernahmen.” Die Bank habe eine klare Strategie. “Warum verkomplizieren wir sie für unsere Investoren?” Im Unterschied zu Morgan Stanley oder Bank of America zielt die Schweizer Grossbank auf vermögende Kunden.

Mit der von CEO Ralph Hamers aufgegleisten Übernahme von Wealthfront wollte die UBS vermehrt ein junges, technikaffines Publikum ansprechen. Darin kann Kelleher keinen Sinn erkennen. “Es gibt keine Aussicht auf ein anorganisches Wachstum von UBS in den Staaten. Wir haben uns verschiedene Objekte angeschaut, die wir hätten ausbauen können, aber sie passten nicht in unseren Kriterienraster oder zu unserer Kultur, sodass wir beschlossen haben, organisch zu wachsen”, fügte er hinzu. Die UBS sagte die Übernahme von Wealthfront Anfang September ab.

Kelleher nervt sich über Blogs und Klatsch aus Zürich

Gefragt zu seinem Verhältnis zu seinem CEO wurde der UBS-Präsident emotional. Wortreich dementierte, er habe sich mit Hamers über Strategie und Stil zerstritten. Dann feuerte Kelleher auch eine Breitseite gegen Zürich ab: “Ich verstehe das wirklich nicht”, sagte er. Er sei 32 Jahre lang bei Morgan Stanley gewesen und er habe in dieser Zeit nie so etwas erlebt wie die “Blogs und den Klatsch, der aus Zürich kommt”, sagte er.

Allerdings, die letzten grosse "Klatschgeschichte" über die UBS, die von einer "Palastintrige" erzählte, stammte von Bloomberg, einem Medienunternehmen mit Sitz mitten in New York City.

“Bei UBS hatte man das Gefühl, ich sei ein Typ, der an der Wall Street aus der Hüfte schiesst”. Tatsächlich würde er sich Hamers “phänomenal gut” verstehen. “Wir sind sehr komplementär. Im Bankgeschäft geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern darum, dass wir zusammenpassen.”

MEHR ZUM THEMA


UBS-Präsident Colm Kelleher macht heikle Aussagen zu China

Globale Banker seien alle “sehr pro China”, sagte der oberste UBS-Banker auf einem Podium in Hongkong. Und er machte einen Witz über die amerikanische Presse.
2. November 2022

Khan versus Hamers: Medienbericht spricht von “Palastintrige” bei der UBS

Vermögensverwaltungschef Iqbal Khan soll seine Macht “von der Raucherecke im Keller bis an die Spitze der Bank” ausdehnen, schreibt Bloomberg.
24. Oktober 2022