Sparpläne
Um überhaupt Kosten einzusparen, müsste der neue CEO Ulrich Körner erst einmal einen Einstellungstopp verhängen. Grosses Sparpotenzial befindet sich in der molochartigen IT-Abteilung.
8. August 2022 • Beat Schmid

Nach dem Milliardenverlust im zweiten Quartal und dem angekündigten Sparpaket in der Höhe von 1 Milliarde Franken, geht innerhalb der CS das grosse Rätselraten um, welche Abteilung es wie hart erwischen wird. “Noch ist nichts definiert. Es gibt noch kein Projekt mit klaren Vorgaben zum Abbau”, sagt eine Quelle.

Daher sei auch noch nicht klar, wie viele Jobs durch das Programm abgebaut würden, sagt sie weiter. Bloomberg berichtete am Freitag, die Credit Suisse erwäge, “Tausende von Stellen weltweit” abzubauen. Noch sei aber kein Entscheid gefallen.

1880 neue Jobs in 12 Monaten

Per Ende Juni 2022 beschäftigte die Credit Suisse gemäss Quartalsbericht 51'410 Personen. Trotz Milliardenverlusten und Ertragsrückgängen ist die Zahl der Beschäftigten in den letzten Quartalen stark angestiegen. Zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr befanden sich 49’530 Personen auf der Payroll der Grossbank. Gegenüber heute entspricht das einem Plus von 1880 Jobs (+3,7 %). Allein in den Monaten April, Mai und Juni des laufenden Jahres kamen neue 380 Kolleginnen und Kollegen in die Bank.

Um überhaupt Kosten einzusparen, müsste der neue CEO Ulrich Körner erst einmal den ungebremsten Anstieg eindämmen und einen Einstellungstopp verhängen. Das scheint noch nicht erfolgt zu sein. Aktuell zählt die Grossbank gemäss ihrer eigenen Stellenplattform 2100 offene Jobs. Davon befinden sich 723 in der Schweiz, 442 in Indien, 274 in den USA, 242 in Polen und 146 in Grossbritannien.

Die IT – ein Moloch mit 28’700 Beschäftigen

Eine eigentliche Beschäftigungsmaschine innerhalb der Bank ist die Abteilung IT & Operations, die seit Anfang Jahr von Joanne Hannaford geführt wird. Am Investorentag Ende Juni gab die Managerin einen seltenen Einblick in ihr riesiges Reich. Dabei gab sie bekannt, dass ihre Abteilung insgesamt 28'700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt. Mehr als jeder zweite CS-Angestellte rapportiert somit letztendlich an die frühere Goldman-Sachs-Kaderfrau.

Hannaford zeigte auch einen Chart, der die IT und Operations-Abteilung nach Standorten aufschlüsselt. Daraus geht hervor, dass mehr als die Hälfte der IT-Leute in Indien oder Polen angestellt sind. Insgesamt arbeitet 60 Prozent der Workforce in Tieflohnländern beziehungsweise in Standorten mit mittleren Lohnkosten. Auffallend ist auch, dass von den total 28’700 IT-Beschäftigten 13’300 sogenannte Externals sind. Das heisst, die arbeiten zwar exklusiv für die CS, erhalten ihren Lohn jedoch von einer Outscourcingfirma wie Cognizant.

Der Maschinenraum der Grossbank ist ein Moloch: Die Abteilung zählt mehr als 100’000 Server, auf denen über 3000 Applikationen laufen. Insgesamt sind auf Datenträger mehr als 180 Petabytes (180’000 Terabytes) gespeichert. Die Abteilung verwaltet konzernweit 90’000 Workstations und 37’000 relationale Datenbanken in weltweit total 13 Datendatencenter, wie in der Präsentation nachzulesen ist. Eine Vereinfachung dieses riesigen, zerstückelten Computer- und Softwaresparks könnte viel Sparpotenzial freischaufeln.

In ihrer Präsentation machte die IT-Chefin auch Angaben zum Budget. Insgesamt verschlingt die Abteilung 3,6 Milliarden Dollar pro Jahr. Den kleinsten Teil machen die Operations (400 Millionen) aus, der grösste Teil (3,2 Milliarden Franken) ist tatsächlich IT-Budget. Hannaford gab an, Kosten im laufenden Jahr im Umfang von 200 Millionen einzusparen. Das war vor Ankündigung des grossen Sparplans von zusätzlich 1 Milliarde Franken.

Es ist anzunehmen, dass Hannaford von CEO Ulrich Körner ein neues Sparziel verordnet bekommt. Wie viel von der Milliarde effektiv die riesige IT-Abteilung schultern muss, wird spätestens im September bekannt, wenn die Bank die Zahlen fürs dritte Quartal veröffentlichen und ihren Sparplan konkretisieren wird.