Kommentar
Die Credit Suisse gibt im siebten, aufeinanderfolgenden Quartal eine Gewinnwarnung heraus. Jetzt will die Bank die Sparmassnahmen beschleunigen. Eine Entlassungswelle lässt sich kaum mehr aufhalten.
8. Juni 2022 • Beat Schmid

Die Unglückssträhne von Thomas Gottstein reisst nicht ab. Bereits im siebten aufeinanderfolgenden Quartal muss der Konzernchef nun schon eine Gewinnwarnung herausgeben. Das nennt man wohl eine lückenlose Pechsträhne.

Der Konzern wird auch im zweiten Quartal rote Zahlen schreiben, teilt die Bank heute mit. Die Märkte seien in den letzten zwei Monaten weiterhin schwierig gewesen. Besonders schlecht läuft es im Investment-Banking und in Asien, wo Kunden ihre gehebelten Handelspositionen in ungebrochenem Ausmass herunterfahren. Die Investmentbank wird den Gesamtkonzern in die roten Zahlen treiben. Die Bank wird den dritten Quartalsverlust in Folge schreiben.

Ob für das Gesamtjahr noch ein Gewinn herausschauen wird, wie die CS noch nach dem ersten Quartal sagte, ist offen. Die Bank macht dazu keine Angaben. Sie spricht lediglich davon, dass auch die zweite Hälfte ein “Übergangsjahr” bleiben werde. Hoffnung klingt anders. Der Aktienkurs der Credit Suisse verlor bis Mittag über sechs Prozent. Im laufenden Jahr hat die Bank schon ein Viertel ihres Börsenwerts verloren.

Wie die CS weiter mitteilt, wird sie jetzt ihre “Kostensenkungsmassnahmen beschleunigen”. Schon jetzt ist klar, dass die zweitgrösste Bank der Schweiz um eine happige Sparrunde nicht herumkommen wird – inklusive breitflächigen Entlassungen.

Über Kosten zu reden ist überfällig. Statt nur mit Gewinnwarnungen den Entwicklungen hinterherzurennen, sollte die Bank endlich konkrete Massnahmen präsentieren, wie sie aus der Negativspirale herauskommen will. Das nächste Datum, das sich CS-Interessierte in den Kalender schreiben können, ist der 26. Juni. Dann wird die Bank einen "Deep Dive" vornehmen und über Kostensenkungen informieren. Man darf gespannt sein.

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