Übers Ziel geschossen?
Weil sie Schnapsbrennern den Kredithahn zudrehte, kam das Finanzinstitut unter Beschuss. Jetzt sucht die AKB mit «interessierten Stakeholdern den Dialog».
22. Februar 2022 • red.

Die Aargauische Kantonalbank (AKB) zeigt sich reuig. Die jüngst eingeführten nachhaltigen Kreditvergabekriterien hätten zu «unterschiedlichen Reaktionen» geführt. Der Bank sei es wichtig zu betonen, dass ihr sowohl der Wirtschafts- als auch der Forschungskanton Aargau «am Herzen» liege.

Die AKB reagiert damit auf scharfe Kritik von weiten Teilen der Wirtschaft. Der Gewerbeverband und die Handelskammer forderten den sofortigen Rückzug der neuen Kreditvergaberegeln. Exponenten bezeichneten die Einschränkungen als «links-ideologisch motiviert».

Regionale Schnapsbrenner fürchten um ihre Existenz, da sie wegen der neuen Regeln keine Kredite mehr von der Bank erhalten würden. Diese sehen vor, dass ein Unternehmen noch maximal 20 Prozent seines Umsatzes mit der Spirituosen-Produktion erzielen darf. Auch der Agrochemiekonzern Syngenta fühlte sich benachteiligt, weil die nachhaltigen Kreditvergabekriterien auf die Gentechforschung zielen.

Bank geht über die Bücher

So definiert die Bank das «Betreiben und die Forschung von in der Schweiz verbotener Gentechnik» explizit als Ausschlusskriterium. Ein Sprecher des Konzerns zeigte sich «überrascht», dass das Thema Gentechnik seitens AKB mit «pauschalen» Ausschlusskriterien behandelt werde.

Die Bank will nun über die Bücher gehen. «Wir nehmen die unterschiedlichen Äusserungen ernst», schreibt sie in einer Medienmitteilung. Sie werde in den nächsten Wochen die nachhaltigen Kreditvergabekriterien «kritisch überprüfen». Diese würden am nächsten Eigentümergespräch mit Vertretern des Kantons nochmals traktandiert, versichert die Bank. Zudem suche sie mit «interessierten Stakeholdern den Dialog».

Am Dienstagmorgen veröffentlichte die AKB ihre Jahreszahlen. Mit einem Reingewinn von 171 Millionen Franken erzielte sie eine neue Höchstmarke. Die Kundenvermögen stiegen um 16 Prozent auf 35 Milliarden Franken an.

Neuer Green Bond über 100 Millionen

Die Bank gab zudem bekannt, dass sie seit Lancierung der AKB Green Hypothek im Juni 2020 klimafreundliche Projekte im Umfang von 143,7 Millionen Franken finanziert habe. Der Anteil der grünen Hypotheken am gesamten Neugeschäft betrug letztes Jahr 25 Prozent.

Das veranlasste die AKB zur Emission eines zweiten Green Bonds in der Höhe von 100 Millionen Franken. Aufgrund der positiven Kundennachfrage sowie der erzielten CO₂-Einsparungen habe die Bank entschieden, die AKB Green Hypothek im Verlaufe des Jahres 2022 auf weitere Gebäudearten auszuweiten.

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