Von der nahen zur nachhaltigen Bank
Letzte Woche trat die ZKB als vierte Schweizer Bank dem Nachhaltigkeitsclub GFANZ bei. In einem Interview sagt ZKB-Chef Urs Baumann, was das für die Bank und ihre Kunden bedeutet.
18. Dezember 2022 • red.

Nach der UBS, Credit Suisse und zwei Kantonalbanken (BEKB, BLKB) ist auch die ZKB der Net-Zero-Banking-Allianz (NZBA) beigetreten. Die Allianz ist eine Suborganisation der GFANZ, die vom ehemaligen britischen Notenbankchef Mark Carney ins Leben gerufen wurde.

Die Mitglieder der Gruppierung setzen sich zum Ziel, bis ins Jahr 2050 die Bilanz und die Portfolios auf Netto-Null zu bringen. Den CO₂-Ausstoss im Bankbetrieb will die ZKB schon 2030 auf null absenken. Für den ZKB-Chef Urs Braumann ist das aber der kleinere Teil, weil die Bank schon heute vieles dafür tut. Interessanter sei der Effekt auf das Finanzierungs- und Anlagegeschäft: “Wir werden neue nachhaltige Produkte aufbauen und in die Fähigkeiten unserer Berater investieren”, sagt Baumann, der seit Juni 2022 an der Spitze der Zürcher Kantonalbank steht.

Allerdings könne ZKB ihre Kunden “nicht zwingen”, nachhaltig zu investieren, sagt Baumann in einem Interview mit der NZZ (Abo). Die Bank sei nur ein Finanzintermediär. “Wir müssen möglichst gute, nachhaltige Produkte herstellen und die Kunden entsprechend beraten – in der Hoffnung, dass sie auf diese Produkte umschwenken”, sagt er.

120'000 Ölheizungen im Kanton Zürich

Die Allianz steht seit Monaten unter Druck. Republikanisch dominierte US-Bundesstaaten machen Druck auf Banken und Asset-Manager, die sich ihr angeschlossen haben. Politiker werfen den Firmenchefs vor, mit ihren Dekarbonisierungs-Strategien die Gas- und Mineralölbranche zu boykottieren. Vanguard, der zweitgrösste Asset Manager der Welt, hat sich als erstes namhaftes Unternehmen aus der Netto-Null-Allianz zurückgezogen.

Laut Baumann sind die global tätigen Banken exponierter als die ZKB. “Unser grösstes Exposure ist der Zürcher Hypothekarmarkt. Doch auch wir mussten die Risiken eines Beitritts intern abwägen, denn wir haben den Leistungsauftrag, alle Kunden in Zürich zu unterstützen. Im Kanton Zürich gibt es immer noch 120’000 Ölheizungen, wovon die ZKB knapp die Hälfte finanziere. Das schlage auch auf die Umweltbilanz der Bank, sagt Baumann.

“Die Bank darf aber keinen Kunden ausschliessen, nur weil er zu viel CO₂ ausstösst. Solche Vorgaben muss die Politik machen.” Doch die Allianz setzt auf Lösungen und nicht auf Ausschlusskriterien, daher sind auch wir beigetreten.

Allerdings müssen Kunden möglicherweise mit schlechteren Konditionen rechnen, wenn sie sie nicht anpassen. “Wenn Nachhaltigkeits-Einflüsse das Unternehmen risikobehafteter machen, wegen des Regulators etwa oder wegen des Kundenverhaltens, fliesst das in die Beurteilung ein, und die Risikoprämie steigt”, sagt Baumann. “Das ist aber kein Ausschluss, sondern eine normale Risikobetrachtung, wie sie jeder Unternehmer vornimmt.”

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