Abschied mit Stil
In der persönlichen Notiz äussert sich der langjährige Topmanager zu seinem forcierten Abgang. Spannend ist vor allem, wen er nicht erwähnt.
14. Juli 2022 • Beat Schmid

Nach 39 Jahren geht seine Karriere bei der UBS zu Ende. Sie führte ihn fast ganz an die Spitze, aber nur fast. Als Finanzchef, Chief Operating Officer und als Co-Chef des Globalen Wealth Managements war er für viele Jahre einer der wichtigsten Manager der Bank. In der Ära Sergio Ermotti war er entscheidend bei der Umsetzung der neuen Strategie – weg von der Investmentbank, hin zur Vermögensverwaltung. Ohne Naratil wäre die UBS nicht dort, wo sie heute ist.

Nach seinem forcierten Ausscheiden aus der Bank – der Verwaltungsrat entschied, die Co-Leitung der Vermögensverwaltung abzuschaffen und Iqbal Khan die Gesamtverantwortung zu übergeben – meldet sich Naratil erstmals zu Wort. Auf Linkedin schreibt er von einer “ereignisreichen Woche für unser Unternehmen und für mich persönlich”.

Krisenerprobte Vollprofis wie Naratil sind gesucht

“Nach 39 Jahren fällt mir der Schritt nicht leicht, mich von meinen Aufgaben bei der UBS zu trennen”, schreibt er. Er wisse aber, dass die Bank die “richtigen Führungskräfte” und die “besten Finanzberater der Branche” habe, um unser Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Namentlich erwähnt er seine “Partner” Iqbal Khan und Jason Chandler, die seinen Optimismus in Bezug auf die UBS teilen würden. Er nennt auch Naureen Hassan, die im Herbst seinen Job als President UBS Americas übernehmen wird. Er beschreibt sie als eine “beeindruckende Führungspersönlichkeit”.

UBS-Chef Ralph Hamers und Präsident Colm Kelleher nennt Naratil in seiner persönlichen Notiz nicht. Sie sind es, die sein Schicksal bei der Bank besiegelt haben. “Die UBS und die Menschen, die unser Team bilden, liegen mir am Herzen, und ich bin überzeugt, dass ich unser Unternehmen in den bestmöglichen Händen hinterlasse”, sagte er zum Schluss. Er postet ein Bild, das ihn mit Iqbal Khan und Jason Chandler zeigt.

Freiwillig erfolgt sein Abgang nicht. Deshalb wird er auch alle aufgeschobenen Boni der letzten paar Jahre erhalten. Wie aus seinem Umfeld zu hören ist, wird Naratil nicht in Pension gehen. Es sei gut vorstellbar, dass er nochmals einen hochdekorierten Job annehme, sagt eine Quelle. Krisenerprobte Vollprofils sind gesucht.