Nach Trennung bei Pictet
Bei der Genfer Privatbank musste er gehen, jetzt kann sich der frühere Bank-Bär-Chef bei der Zürcher Privatbank EFG International einkaufen – trotz Finma-Rüge in Zusammenhang mit Geldwäschereifällen.
29. April 2022 • red.

Der zweitletzte Satz, der heute früh verschickten Pressemitteilung, hat es in sich: "EFG International wurde darüber informiert, dass Spiro J. Latsis beabsichtigt, rund 3,6 Prozent der Aktien an Herrn Boris Collardi zu verkaufen, der als neues, nicht unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrats der EFG International AG vorgeschlagen wird”, heisst es da.

Um seinen Einstieg in den Verwaltungsrat zu ermöglichen und “sobald alle behördlichen Genehmigungen abgeschlossen” sind, werde die “Gesellschaft in den nächsten Monaten” eine ausserordentliche Generalversammlung durchführen, heisst es weiter. Die schwerreiche griechisch-schweizerische Latsis-Familie kontrolliert die Privatbank.

Dass Boris Collardi irgendwann wieder bei einer Bank auftauchen würde, damit musste gerechnet werden. Der heute 47-Jährige war zwischen Juni 2017 und August 2021 Teilhaber und Co-Leiter des Vermögensverwaltungsgeschäftes der Genfer Pictet-Gruppe. Zuvor war er neun Jahre Chef der Bank Julius Bär.

Während seiner Zeit bei der Bank Bär kam es zu schweren Geldwäscherei-Fällen in Zusammenhang mit der venezolanischen Erdölfirma PDVSA und dem Fussballverband Fifa, die unter anderem zu einen Enforcement-Verfahren durch die Firma geführt haben. Die Finanzmarktaufsicht eröffnete wegen möglicher Verletzungen von Geldwäschereibestimmungen ein Verfahren gegen einen ehemaligen Manager der Privatbank Julius Bär.

Boris Collardi kam damals mit einer Rüge davon. Ein halbes Jahr später jedoch schied er als Partner bei Pictet aus. Jetzt, ein gutes Jahr nach der Finma-Rüge, will er in den Verwaltungsrat einer Privatbank einziehen – wenn die Regulatoren grünes Licht dazu geben, was gemäss Medienmitteilung offenbar noch nicht geschehen ist.