Am Freitag ist der Tag der Wahrheit. Am 6. Juni wird der Bundesrat voraussichtlich die neuen Eckpunkte der künftigen Grossbankenregulierung bekanntgeben. Bereits heute überbieten sich internationale Medien mit Analysen über das, was auf die UBS zukommen könnte. Die «Financial Times» (Abo) zeichnet in einem grösseren Beitrag ein ziemlich düsteres Bild und spricht von «Capital punishment» – einem Wortspiel, das im eigentlichen Wortsinn für Todesstrafe steht.
Auch Reuters liefert eine Vorabanalyse und schreibt etwa, dass alles andere als eine 100-prozentige Kapitalunterlegung der ausländischen Tochtergesellschaften eine grosse Überraschung wäre.
Interessant ist, dass in den Analysen der weitere politische Prozess kein Thema zu sein scheint. Das Parlament und letztlich das Volk haben die Möglichkeit, die Vorgaben abzuschwächen oder abzulehnen.
Damit dürfte genau das eintreten, was einige Beobachter vorgezeichnet haben: Dass die Zahl, die Finanzministerin Karin Keller-Sutter übermorgen aussprechen wird, sich fest in die Köpfe der Finanzakteure einprägen wird. Und das wiederum bedeutet, dass die UBS nach diesen Vorgaben handeln wird – unabhängig davon, was der politische Prozess in ein paar Jahren zeitigen wird.
17 oder 19 Prozent
Gemäss Analysten von Goldman Sachs könnte die neue Regel dazu führen, dass die Minimalanforderung bei der sogenannten Kernkapitalquote (CET1) auf 17 bis 19 Prozent ansteigen könnte. Das wiederum würde die UBS im Wettbewerb mit internationalen Konkurrenten signifikant schwächen, schreibt Goldman.
Wie wird die UBS darauf reagieren? In der Schweiz wird oft das Drohszenario von schlechteren Konditionen für Unternehmenskunden angeführt. Der Gedanke: Die Bank holt das Geld dort, wo es ihr am wenigsten wehtut – also im Heimmarkt, wo sie eine extrem starke Stellung hat.
Ein anderes Szenario wirft Analystin Aurora Miotto von Morgan Stanley in die Runde. «Je nach Höhe des zusätzlich benötigten Kapitals könnten einige Geschäftsbereiche für UBS unrentabel werden, was zu strategischen Entscheidungen für die Bank führen könnte, wie beispielsweise der mögliche Verkauf des US-Geschäfts», spekuliert Miotto von Morgan Stanley – ausgerechnet jener Bank, der die UBS nachstrebt und von wo Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher kommt.
Bisher hat die Bank allerdings keine Anstalten gemacht, sich vom USA-Geschäft zu trennen, woher etwa die Hälfte ihrer Kundenvermögen kommt. Im Gegenteil: Obschon die Geschäfte kaum einen Gewinn abwerfen, haben Kelleher und Ermotti die USA zu einem strategischen Wachstumsmarkt erklärt.
Grosses Rätselraten herrscht unter den Analysten hingegen, wie der Aktienkurs sich am Freitag bewegen wird. Es wird ein Ausschlag von fünf Prozent geben – unklar ist, ob nach oben oder nach unten. Vielleicht passiert auch gar nicht viel. Schon am Dienstag schossen die UBS-Titel 5,3 Prozent in die Höhe.