Digital Assets Briefing
Wenn selbst staatsnahe Banken wie die Zuger KB und bald auch LUKB Angebote mit digitalen Assets anbieten, dürften die grossen Vorbehalte entkräftet sein. Eine Zürcher Privatbank zeigt seit Jahren, was möglich ist. Deren Chef sagt, digitale Assets sind das Thema der Stunde.
6. Oktober 2023 • Werner Grundlehner

Fast alle Schweizer Banken machen es – ausser die Grossbanken. Letztere haben vor allem mit dem Zusammenschluss zu einer «Mega-Bank» zu tun. Die Rede ist vom breiten, neuen Trend von Krypto-Angeboten für Bankkunden. Diese Woche hat die Zuger Kantonalbank als erste «Staatsbank» ein Angebot für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte lanciert. Kunden, die über ein Depot bei der Bank verfügen, können in Kryptowährungen investieren.



Und in den Short Cuts diese Woche:
• Der Gründer verlässt Crypto-Finance
• Ausgrenzung: Eine grosse Herausforderung für CBDC
• Die Bank der Zentralbanken schnüffelt Kryptos hinterher


Kauf, Handel und die Verwahrung der Kryptos hat die Bank in ihr bestehendes E-Banking und Mobile Banking integriert, der Kryptohandel funktioniert also in der gewohnten Umgebung. Für ihr neues Angebot nutzt die Zuger Kantonalbank die B2B-Banking-Plattform von Sygnum. Diese Plattform bietet über einen einzigen Zugangspunkt Zugriff auf eine breite Palette von Finma-regulierten Bankdienstleistungen für digitale Vermögenswerte.

LUKB und Postfinance auf dem Sprung

Mit der Luzerner Kantonalbank und der Postfinance sollen Anfang 2024 zwei weitere klassische Schweizer Banken ihren Kunden die Welt der Kryptoanlagen direkt zugänglich machen. Eine Sprecherin der LUKB bestätigt, dass ihr Institut auf Kurs sei: «Wir testen demnächst die Friends & Family-Phase und werden Anfang 2024 mit ersten Grundfunktionen in den Markt eintreten». Diese würden in der Folge laufend ausgebaut.

Die Kantonalbank sei nicht überrascht, dass zahlreiche Mitbewerber jetzt in den Kryptomarkt einsteigen würden. «Wir beobachten den Markt und das wachsende Bedürfnis bei der Kundschaft seit längerer Zeit». Dass der Markt entsprechende Lösungen erarbeite und vertreibe, sei eine logische Folge. Die Lancierung von Kryptoangeboten durch andere Banken bestätige die LUKB, auf dem richtigen Weg zu sein und dass die institutionelle Adaption weiter steige.

Privatbank seit 2019 dabei

Während die staatsnahen Institute ihren Einstieg in die Welt der digitalen Assets vorbereiten, feiert die Zürcher Privatbank Maerki Baumann nächstes Jahr ihren fünften Geburtstag als «Kryptobank». Der Einstieg in die Kryptowelt erfolgte 2019 mit einem Angebot an Krypto-Start-ups, die bei anderen Banken kein Konto eröffnen konnten. Maerki Baumann bot diesen eine Tausch von Krypto- in Fiat-Währungen an. Als zweiten Schritt bot Maerki Baumann den Kunden Handel und Verwahrung dieser Vermögenswerte an. Schliesslich offerierte das Institut eine diskretionäre Vermögensverwaltung mit Kryptos an.

Sie hätten so verschiedene Kundengruppen zusammengeführt, erklärt Maerki-Baumann-CEO Stephan Zwahlen: «Die Krypto-Unternehmer, die in die Fiat-Welt eingeführt wurden, frühe Investoren, die mit Kryptoanlagen reich geworden waren und traditionelle Private-Banking-Kunden, die den ersten Kontakt mit Krypto suchten». Die Privatbank setzt auch drauf, dass die Jungunternehmen später Wachstumskapital suchen werden und die Patrons Vermögensverwaltung nachfragen werden. Das Institut habe mittlerweile 300 Firmenkunden aus dem Kryptobereich.

Die nächste Generation will Kryptos

Zwahlen erinnert sich, als er erstmals 2019 die Crypto-Finance-Conference in St. Moritz besuchte und er der einzige Vertreter einer traditionellen Bank war. «Was machst Du denn hier, wir sind angetreten, die traditionellen Institutionen obsolet zu machen», habe er zu hören bekommen. Diese Einstellung sei heute grösstenteils verschwunden. Diese Einstellung sei heute grösstenteils verschwunden. Es setze sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die verschiedenen Anbieter oder Initiatoren von Blockchain-Lösungen, die gleichartige Geschäfte machen, einer vergleichbaren Regulierung gegenüberstehen werden.

Eine Bank wie Maerki Baumann will im Private Banken die Kunden über Generationen betreuen. «Wir haben festgestellt, dass es gegenwärtig bei der jüngeren Kundengeneration zwei grosse Themen gibt: Digital Assets und Nachhaltigkeit», sagt Zwahlen. In den vergangenen vier Jahren konnte Maerki Baumen dank des Kryptoangebots das Durchschnittsalter der Private-Banking-Kunden um 10 Jahre senken». Der CEO hält auch Vorlesungen an der Universität St. Gallen und hat festgestellt, dass sehr viele Studierende in Kryptos aktiv sind.

Ein Kulturwandel fand statt

Die neue Stossrichtung schlägt sich für die Privatbank in einer markant steigenden Kundenzahl und überzeugenden Finanzergebnissen nieder. Doch auch die Unternehmenskultur passt sich an: «Mit unserem Vorstoss in den Krypto-Bereich haben wir eine hohe Agilität erhalten. Wir haben so eine Kultur der Offenheit gegenüber Neuerungen erreicht». Der persönliche Kontakt bleibt gemäss Zwahlen wichtig im Private-Banking: «Aber alles, was digitalisiert werden kann, wird mittelfristig digitalisiert».

Lange dominierten Krypto-only-Anbieter die Szene – etwa die regulierten Banken Sygnum und Seba oder der Wertschriftenhändler Crypto Finance, aber auch der Pionier unter den Schweizer Kryptounternehmen ohne Banken- oder Effektenhändlerlizenz, die Bitcoin Suisse. Aber es fehlten traditionelle Banken, die auf das Asset Management spezialisiert sind. «Die traditionelle Vermögensverwaltung und das Krypto-Banking werden mittelfristig verschmelzen», sagt Zwahlen. Vermögende Menschen suchten digitales Know-how bzw. neue Anlageklassen, gleichzeitig aber auch Vertrauen und Sicherheit, die etablierte Banken bieten können.

Die Hausbank mit Vorteilen

Auch Studien bestätigen, dass klassische Banken gegenüber Fintechs Stärken ausspielen können: Gewohnheit und der Wunsch nach Sicherheit. Für zahlreiche Konsumenten mit Affinität zu Kryptomärkten und digitalen Vermögenswerten ist die Hausbank die bevorzugte Adresse, um notwendige Leistungen in Anspruch zu nehmen. Unter der Voraussetzung, dass diese Leistungen überhaupt angeboten werden.

Digitale Assets sind gemäss Zwahlen das Thema der Stunde und alle Banken beschäftigen sich damit. In wenigen Jahren würden diese Angebote Standard sein. Wenn die zukünftige Schweizer Grossbank das Thema nicht bearbeitet, springt die Konkurrenz aus dem nördlichen Nachbarland in die Lücke und nutzt das vorteilhafte regulatorische Umfeld der Schweiz. Die Deutsche Bank hat vor kurzem eine globale Partnerschafts-Vereinbarung mit dem Schweizer Infrastrukturanbieter Taurus unterzeichnet. Das Bankhaus wird die Verwahrungs- und Tokenisierungstechnologie von Taurus nutzen, um Kryptowährungen und tokenisierte Vermögenswerte zu verwalten.




Short cuts: News aus der digitalen Welt

Der Gründer verlässt Crypto-Finance

Sechs Jahre nach der Gründung und zwei Jahre nach dem Verkauf an die Deutsche Börse tritt Gründer und CEO Jan Brzezek zurück. Der bisherige Finanzchef Stijn Vander Straeten wird die Geschäftsführung übernehmen, Brzezek wird ihm bis im nächsten Frühjahr als Berater zur Seite stehen. Bereits ein Jahr nach der Gründung erhielt Crypto Finance als erstes Kryptounternehmen in der Schweiz die Bewilligung als Vermögensverwalter nach Kollektivanlagegesetz. Im Dezember 2021 erwarb die Deutsche Börse eine Mehrheitsbeteiligung am Krypto-Dienstleister. Die Deutsche Börse hat die Ambition, ein europäisch reguliertes und integriertes Ökosystems für Investitionen, Handel und Nachhandel von digitalen Vermögenswerten aufzubauen.

Ausgrenzung: Eine grosse Herausforderung für CBDC

Ein wichtiges Argument für Zentralbank-Digitalwährungen (CBDC) ist, dass diese angeblich die finanzielle Integration fördern werden. Wie dieses Ziel erreicht werden kann oder was «finanzielle Inklusion» überhaupt bedeutet, muss allerdings erst noch definiert werden, zeigt eine Studie der Bank of Canada. Das Forschungspapier kommt zum Schluss, dass die Zahl der Personen, die nach Einführung von CBDC mit Hindernissen oder Ausgrenzung vom Zahlungsverkehr konfrontiert sind, viel grösser ist, als bisher angenommen wurde.

Die Bank der Zentralbanken schnüffelt Kryptos hinterher

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), arbeitet mit den Zentralbanken in Europa zusammen, um ein System zur Analyse von Kryptowährungen und dezentralen Finanzen (DeFi) zu entwickeln. Unter dem Projektnamen Atlas stellten die Partner Anfang Oktober die Datenerfassungsplattform vor. Hier geht es zum Paper. Sie zielt darauf ab, «die makroökonomische Relevanz von Kryptoasset-Märkten und DeFi zu untersuchen.» Gemäss BIZ kombiniere das System On- und Off-Chain-Informationen und schaffe so einen mehrschichtigen Ansatz zur Datenüberprüfung und für Notenbank-Statistiken. Für die Analyse werden von Krypto-Börsen gesammelte Daten als auch granulare Daten, die aus öffentlichen Blockchains extrahiert werden, herangezogen.

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