Digital Assets Briefing
Gericht entscheidet im Streit mit SEC zu Gunsten des Vermögensverwalters. Die Argumentation der Börsenaufsicht wird nicht akzeptiert.
1. September 2023 • Werner Grundlehner

In den vergangenen Tagen hat eine Erfolgsmeldung von Grayscale zu einem Gerichtsentscheid den Bitcoin beflügelt. Der Richter bezeichnet die Begründung der Ablehnung der Umwandlung des Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) in einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) durch die US-Börsenaufsicht als nicht nachvollziehbar. Nach Bekanntwerden dieses Entscheids sprang der Bitcoin, der in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten war, von knapp über 26’000 Dollar auf fast 28'000 Dollar.



Und in den Short Cuts diese Woche:
• X kann Krypto: Musk baut weiter an der SuperApp
• Cardano-Gründer spuckt grosse Töne


Bereits im Oktober 2021 stellte Grayscale Bitcoin Trust bei der Börsenaufsicht SEC einen Antrag, den Trust in einen ETF zu wandeln. Damit hätte der Vermögensverwalter den ersten Bitcoin Spot ETF in den USA betrieben. «Spot» bedeutet, dass der Indexfonds den aktuellen Marktpreis (also den Kassakurs) abbildet.

Trust mit Nachteilen

Der GBTC ist bisher ein geschlossener Fonds mit begrenzt verfügbaren Anteilen und weist deshalb zahlreiche Nachteile auf, die ihn als Krypto-Anlage wenig attraktiv machen. Auch wenn die Anteile in Bitcoin hinterlegt werden, kann ein Investor die Wertpapiere nicht gegen die hinterlegten Coins eintauschen. Das führt immer wieder zu hohen Preisabschlägen im Vergleich zur Bitcoin-Notierung. Zudem weist der Grayscale Trust hohe Servicegebühren auf.

Die Börsenaufsicht lehnte das Gesuch jedoch ab. Sie begründete ihre Ablehnung mit zu hohen Risiken für Endverbraucher. Manipulationen und Betrug seien mit einem solchen Produkt schwer zu verhindern. Im Juni 2022 reichte Grayscale deshalb Klage ein. Das Tochterunternehmen der Digital Currency Group argumentierte, die SEC handle in Anbetracht der Tatsache, dass sie im Oktober 2021 den ersten Bitcoin Futures ETF zugelassen habe, «willkürlich und unberechenbar». Das Gericht folgte dieser Argumentation, indem es die Korrelation zwischen Spot- und Futures-Märkten als hoch einschätzt. Die SEC hatte den starken Zusammenhang nicht widerlegen können.

Blackrock und Trittbrettfahrer

Viele Marktteilnehmer sehen nach diesem Urteil die Möglichkeit näher rücken, dass in den USA schon bald eine Bitcoin-Spot-ETF eine Zulassung erhält – und dieser von Grayscale stammen könnte. Doch der Wettlauf ist bereits lanciert. Er ist im Juni durch den überraschenden Antrag des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock auf einen eigenen Bitcoin Spot ETF lanciert worden. Viele bekannte Vermögensverwalter betätigten sich kurz darauf als Trittbrettfahrer – etwa WisdomTree, Ark Invest oder Fidelity.

«Der District of Columbia hat in unserer Klage gegen die Entscheidung der SEC, GBTC nicht in einen ETF zu verwandeln, zu Gunsten von Grayscale entschieden», verkündete Grayscale-Geschäftsführer Michael Sonnenshein auf Twitter. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich, dass das Gericht nicht darüber urteilte, ob der Antrag von Grayscale zulässig ist. Der Richter stellte lediglich fest, dass die Begründung der Börsenaufsicht für die Ablehnung nicht zulässig ist. Die SEC muss den Antrag nochmals überprüfen – und andere Argumente finden.




Short cuts: News aus der digitalen Welt


X kann Krypto: Musk baut weiter an der SuperApp

Die blauen Vögelchen zwitscherten es schon lange von den Dächern. Elon Musk will die Social-Media-Plattform X, bis vor kurzem noch als Twitter bekannt, zu einem «Alleskönner» machen. Sein Vorbild ist die chinesische Wechat, auf der man zahlen, diskutieren, einen Zahnarzttermin buchen und einkaufen kann. Die Nutzer von X in den USA dürften auf der Social Media Plattform bald Kryptowährungen handeln und verwahren können.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Social Media Plattform eine Lizenz erhalten hat, die erforderlich ist, um Zahlungen und den Handel mit Kryptowährungen in den USA zu ermöglichen. Der Antrag auf eine Lizenz für den Währungshandel ist im US-Bundesstaat Rhode Island genehmigt worden, teilte das Nationwide Multistate Licensing System mitteilt.

Diese Rhode Island Currency Transmitter-Lizenz ermöglicht es dem Unternehmen von Elon Musk, die Kontrolle über virtuelle Währungen im Namen anderer zu behalten. Das deutet darauf hin, dass X daran arbeitet, Kryptodienste für Benutzer anzubieten, einschliesslich Zahlungen, Handel, Wallets und mehr.

Diese jüngste behördliche Genehmigung kommt nach Jahren, in denen Elon Musk öffentlich sein Interesse an und seine Unterstützung für Kryptowährungen zum Ausdruck gebracht hat. Seit er X übernahm, hat er der Plattform kryptobezogene Funktionen hinzugefügt und immer wieder das Dogecoin-Logo für kurze Zeit als Logo der Plattform verwendet.

X soll nach Vorstellungen des Milliardärs zur globalen DApp werden, die für alles genutzt werden kann. Eine dApp ist eine dezentrale Anwendung, die im Gegensatz zu herkömmlichen Apps wie Whatsapp einen öffentlichen Quellcode aufweist und nicht von einem einzigen Hersteller betrieben wird. Mit dieser Lizenz hat X einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht. Zudem wird Musk sein «Herzensprojekt» den Doge-Coin direkter unterstützen können. Doch nicht nur der Doge-Coin auch andere Kryptowährungen dürften nach dem jüngsten Rückschlag durch diese Meldung von X etwas Rückenwind bekommen.


Cardano-Gründer spuckt grosse Töne

«Unser Token wird Bitcoin und Ethereum entthronen», verkündet Charles Hoskinson, der Gründer von Cardano, an einer Kryptokonferenz. Damit wird die Diskussionen über die zukünftige Landschaft der digitalen Vermögenswerte angeheizt. Das Merkmal der Cardano-Plattform ist das Engagement für die On-Chain-Governance – ein komplizierter dezentraler Entscheidungsprozess, der die Community der Plattform aktiv einbezieht. Hoskinson betont, dass Cardano mehr als nur eine Kryptowährung werden wolle. Sie sei die Grundlage für eine neue digitale Nation, in der Vertrauen wiederbelebt werde und Integrität eine Selbstverständlichkeit ist.

Während Hoskinsons eine rosige Zukunft für Cardano malt, kritisiert er Bitcoin und Ethereum. Er merkt an, dass das unveränderte Design von Bitcoin, das seit seiner Gründung über dreizehn Jahre lang beibehalten wurde, auf lange Sicht zu einer Schwachstelle werden könnte. Die Führung von Ethereum hingegen lehne die Machbarkeit einer On-Chain-Governance ab. Hoskinson glaubt, dass mit der Entwicklung von Krypto-Plattformen und der Zahl ihrer Nutzer die Einführung einer Form von On-Chain-Governance ein strategischer Vorteil ist.

Mit einem Marktwert von etwas über 9 Milliarden Dollar ist Cardano gegenüber Bitcoin (530 Milliarden Dollar) und Ethereum (205 Milliarden) ein Zwerg. Es gibt Marktteilnehmer, die Cardano als «Zombiewährung» bezeichnen, weil es an Transaktionsaktivität fehlt. Der TVL (Total Value Locked) erreiche die kritische Masse nicht.