CS-Abflüsse
Die Zahlen der Credit Suisse hätten angesichts der Märzwirren durchaus schlechter ausfallen können. Warum es jetzt auf das Geschick der UBS ankommt. Ein Kommentar.
24. April 2023 • Beat Schmid

Wenn UBS-Präsident Colm Kelleher heute Abend ein Guinness trinkt, wird es ihm möglicherweise besser schmecken als sonst. Die Zahlen der Credit Suisse jedenfalls sind nicht so bitter ausgefallen, wie man befürchten musste. Kelleher dürfte das Ergebnis mit Erleichterung zur Kenntnis genommen haben.

Die Nettoabflüsse beliefen sich auf 61,2 Milliarden Franken – das ist zweifellos viel, aber "nur" gut halb so viel wie im vierten Quartal. Die grössten Abflüsse gab es im Wealth Management (47,1 Mrd.), die kleinsten im Schweiz-Geschäft (6,9 Mrd.).

Die Asset-Basis hat nicht so stark gelitten, wie man vermuten musste. Die gesamten verwalteten Vermögen verharrten praktisch unverändert bei 1,25 Billionen Franken (minus 41 Mrd.). Die Börse jedenfalls hat mit einem schlechteren Ergebnis gerechnet. Die UBS-Aktien gehören heute mit einem Plus von 1,3 Prozent zu den Gewinnern im SMI.

"Wie viel Geld bei der Credit Suisse noch abfliesst, liegt jetzt in den Händen der UBS"

Zwar ziehen Kundinnen und Kunden weiterhin Gelder bei der Grossbank ab. Doch das liegt immer weniger am Zustand der Credit Suisse selbst, sondern zunehmend am Umstand, dass die Kunden keine oder keine weitere Kundenbeziehung mit der UBS eingehen wollen – und deshalb kündigen.

Wie gross dieser Effekt sein wird, lässt sich kaum abschätzen. Es ist davon auszugehen, dass vor allem das Schweizer Geschäft von solchen Saldierungen betroffen ist oder sein wird.

Wie viel Geld der Bank noch abfliesst, liegt somit vor allem in den Händen der UBS. Jetzt ist Geschick gefordert, treue und langjährige CS-Kunden an sich binden zu können.

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