Q1-Zahlen
Dank AT1-Abschreiber weist die Grossbank einen ausserordentlichen Gewinn von 12 Milliarden aus. Die Abflüsse im ersten Quartal sind kleiner als im vierten Quartal – Axel Lehmann und Ulrich Körner schweigen zum Ergebnis.
24. April 2023 • Beat Schmid

Wenig überraschend sind die Geschäftszahlen fürs erste Quartal der Credit Suisse völlig aus dem Lot geraten. Der Abschreiber der AT1-Cocos wurde als Ertrag in der Erfolgsrechnung verbucht, sodass die Bank einen ausserordentlichen Gewinn von 12,4 Milliarden Franken erzielte.

Bereinigt um diesen Effekt schreibt die CS einen Vorsteuerverlust von 1,3 Milliarden Franken. Die Erträge schrumpften gegenüber dem Vorquartal um 8 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken. Gar um 40 Prozent beträgt der Rückgang gegenüber dem ersten Quartal 2022.

Insgesamt belaufen sich die Abflüsse auf 61,5 Milliarden Franken. Im vierten Quartal stand diese Zahl bei 110 Milliarden. “Die Credit Suisse verzeichnete erhebliche Nettoabflüsse, insbesondere in der zweiten Hälfte des März 2023. Diese Abflüsse haben sich abgeschwächt, aber haben sich aber bis zum 24. April 2023 noch nicht umgekehrt”, schreibt die Bank in einer Medienmitteilung. Abflüsse von Einlagen machten 57 Prozent der Nettoabflüsse im Wealth Management und der Swiss Bank aus.

AuM gingen nur noch leicht zurück

Zur Entwicklung der Depositen schreibt die Bank: “In der zweiten Hälfte des Monats März 2023 verzeichnete die Credit Suisse erhebliche Abzüge von Bareinlagen sowie die Nicht-Erneuerung fälliger Festgelder. Die Kundeneinlagen gingen im 1. Quartal 23 um 67 Milliarden Franken zurück. “Diese Abflüsse, die in den Tagen unmittelbar vor und nach der Ankündigung der Fusion am stärksten waren, stabilisierten sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau, hatten sich aber bis zum 24. April 2023 noch nicht umgekehrt.”

Trotz der starken Abflüsse konnte die Credit Suisse die gesamten verwalteten Vermögen dank einigermassen positiver Marktentwicklung knapp halten. Sie beliefen sich Ende März auf 1253 Milliarden Franken. Ende 2022 lag diese Zahl bei 1294 Milliarden.

Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, nahm die CS die zur Verfügung gestellten Liquiditätshilfen der Nationalbank in grossem Umfang in Anspruch. In den turbulenten Tagen zapfte die CS insgesamt 168 Milliarden ab. Per 31. März belief sich die Summe auf 108 Milliarden Franken. Bis Montag, 24. April, konnte die Bank weitere 10 Milliarden zurückzahlen. Somit dürften die heute noch in Anspruch genommenen SNB-Hilfen 98 Milliarden Franken betragen.

Kosten steigen um 30 Prozent

Während die Erträge weiter rückläufig waren – sie sanken auf 2,7 Milliarden Franken – erhöhten sich die Kosten um 30 Prozent auf 5,6 Milliarden. Der starke Anstieg der Kosten erklärt die Bank mit einem Goodwill-Abschreiber im Wealth Management sowie einem “Anstieg der Vergütungen und Leistungen”. “Der Personalaufwand stieg um 16 Prozent, einschliesslich der Beschleunigung der aufgeschobenen Vergütungsaufwendungen aufgrund der Annullierung von ausstehender aufgeschobener Vergütungsansprüche”, heisst es.

Wie aus der Kurzversion des Quartalsberichts hervorgeht, zählt die Bank 2330 Beschäftigte weniger als noch Ende Jahr. Die Zahl der Angestellten beträgt Ende März 48’150 gegenüber 50’480 Ende Jahr. Die Bank spricht von freiwilligen und unfreiwilligen Abgängen.

Die Zahlen der Credit Suisse werden erstmals ohne Kommentare der Chefs publiziert. Weder Präsident Axel Lehmann noch CEO Ulrich Körner äusserten sich zum ersten Quartal 2023 – das letzte in der 167-jährigen Geschichte der CS als eigenständige Bank.

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