SwissRex Crypto Fund
Ein Krypto-Fonds verlor 20 Prozent der Vermögenswerte wegen der FTX-Pleite. Investiert sind auch Schweizer Freizügigkeitsstiftungen. Fonds-Mitgründerin Désirée Velleuer nimmt Stellung.
6. Dezember 2022 • Beat Schmid

Der Kollaps des FTX-Firmengeflechts hinterlässt Spuren in der Schweiz. Betroffen ist unter anderem der SwissRex Crypto Fonds, der 20 Prozent der Kundenvermögen auf der kollabierten Krypto-Börse angelegt hatte. Diese Vermögenswerte lagerte der Fonds in ein sogenanntes Side-Pocket aus und musste diese nun auf null abschreiben, wie die Zürcher Fondsvertreiberin Crypto Consulting Ende letzte Woche den Anteilseignern in einem Brief mitteilte (Tippinpoint berichtete am Montag).

Nach dem FTX-Abschreiber und Rücknahmen von 4 Millionen Franken schrumpfen die verwalteten Vermögen des Fonds auf 47 Millionen Franken. “Dies ist immer noch eine gute Basis”, schreiben Désirée Velleuer und Reto Stiffler von Crypto Consulting in dem Brief. Als der letzte Bullenmarkt 2019 begann, hatte der Fonds 1 Million Franken.

Zu den Investoren zählten ursprünglich vor allem Familiy Offices und sehr vermögende Privatpersonen. Wie es im Brief heisst, konnte die Investorenbasis in den letzten Jahren um “Dachfonds, Vermögensverwalter und Pensionskassengelder” erweitert werden.

Dass Schweizer PK-Gelder in einem Krypto-Fonds investiert sind, sorgte gestern für lebhafte Diskussionen auf Twitter. Auf Anfrage sagt Désirée Velleuer, dass es sich dabei um Schweizer Freizügigkeitsgelder handelt, die von entsprechenden Stiftungen in den Fonds investiert wurden.

Dass Krypto-Assets sehr volatil seien, sei aber allen Investoren bewusst, die Gelder im SwissRex Crypto Fonds anlegen. Der Fonds richtet sich nicht an Retailkunden, sondern an ein professionelles Publikum, sagt Velleuer. Wenn ein solcher Kunde in Krypto-Anlagen investiert, dann sind das typischerweise nicht mehr als 1 bis 3 Prozent seiner investierbaren Vermögenswerte.

“Zwangsverkäufe und Liquidationen sollten hinter uns liegen”

Velleuer bleibt zuversichtlich, dass sich der Fonds vom unschönen FTX-Abschreiber erholen wird. “Unserer Ansicht nach haben FTX, BlockFi und Genesis den letzten Ausverkauf nach einem langen Bärenmarkt ausgelöst”, sagt sie. “Die meisten Zwangsverkäufe und Liquidationen sollten hinter uns liegen, und künftige Verkäufe von in Not geratenen Institutionen sollten kontrollierter erfolgen.”

Die Stimmung sei düster und erinnere an den letzten Ausverkauf des Bitcoins auf 3000 Dollar Ende 2018, sagt Velleuer. Doch kurz darauf habe sich der Bitcoin-Preis auf 12’000 Dollar vervielfacht. “Obwohl wir nicht mit einer so starken Erholung rechnen, sind wir der Ansicht, dass wir uns der Talsohle nähern.” Sie sagt, dass der Fonds “fast vollständig investiert“ sei.

Laut Velleuer dürften der Bitcoin, das Ethereum-Ökosystem und Defi die Profiteure des Vertrauensverlustes in zentralisierte Anbieter sein. Auf der anderen Seite werden wahrscheinlich viele Plattform-Token mit der Zeit verschwinden. Velleuer sagt, dass der Fonds jetzt wieder diversifizierter aufgestellt sei und es gute Opportunitäten auf Grund der fundamentalen Analyse gebe. “Zudem stocken einige antizyklische Investoren ihre Position auf.“

Neu mit Finma-Lizenz

Die Crypto Consulting von Désirée Velleuer und Reto Stiffler hat vor kurzem die Schweizer Asset-Manager-Lizenz von der Finma erhalten. Dadurch wird Crypto Consulting nicht mehr nur als Vertreiberin des Fonds in Erscheinung treten, sondern ab 2023 auch als Investment-Manager. Das Risikomanagement und die Compliance werden an Grant Thornton ausgelagert.

Auch die Assets befinden sich nach dem FTX-Debakel zunehmend in der Schweiz. Aktuell werden 60 Prozent der Fonds-Vermögenswerte bei Sygnum, der Depotbank des Fonds, und 35 Prozent bei Crypto Finance gehalten. 5 Prozent des Fondsvermögens befinden sich bei Binance. Trotz des FTX-Debakels kommt der Fonds auf eine Perfomance von 336 Prozent seit Lancierung im Juni 2018.

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