COP27-Abschluss
Gegenüber Glasgow im vergangenen Jahr war die diesjährige Klimakonferenz in Sharm el-Sheik ein Flop. Ein Erfolg war sie für Erdöl- und Gas-Förderer.
21. November 2022 • red.

Am Sonntagmorgen um 4 Uhr früh konnten die Klimaunterhändler in Ägypten gerade noch den Eklat vermeiden und eine historische Einigung erzielen, die das Verhältnis zwischen reichen und armen Ländern neu regelt. Die Vereinbarung sieht die Einrichtung eines Fonds vor, der Entwicklungsländern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels helfen soll.

Sherry Rehman, die pakistanische Klimaministerin, bezeichnete das Abkommen als den “ultimativen Test” des COP27-Klimagipfels. “Wir haben 30 Jahre lang für ein solches Abkommen gekämpft und heute, in Sharm el-Sheikh, haben sich den ersten Meilenstein erreicht”, sagte sie. Bei dem Fonds gehe es nicht darum, Geschenke zu verteilen, sondern es handele sich vielmehr um eine erste Anzahlung für eine gemeinsame Zukunft.

Pakistan ist zu einem Symbol für die Folgen des Klimawandels geworden. Sintflutartige Regenfälle überschwemmten ein Drittel des Landes. Unwetter forderten Hunderte von Menschenleben und verursachten Schäden in Höhe von 30 Milliarden Dollar.

Vereinbarung lässt Tür für China offen

Die Einzelheiten der Funktionsweise des Mechanismus und die Höhe der Beiträge der reichen Länder sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet und dann auf der COP28-Tagung, die in Dubai stattfinden wird, behandelt werden. Die endgültige Vereinbarung soll den Graben zwischen armen und reichen Ländern verkleinern. China und eine Reihe ölproduzierender Staaten stehe es offen, sich den reichen Ländern anzuschliessen, die in den Fonds einzahlen werden.

Für viele Länder ist die Einrichtung des Fonds nur ein halber Sieg. Die Bemühungen der Europäischen Union und kleiner Inselstaaten, die Treibhausgasemissionen schneller zu senken und neben Kohle auch Öl und Gas auslaufen zu lassen, sind gescheitert. “Warum freuen wir uns über einen Loss- und Damage-Fonds, wenn wir beim Ausstieg versagen?”, sagte Aminath Shauna, Umweltminister der Malediven. “Unser Land liegt nur einen Meter über dem Meeresspiegel. Ich möchte, dass meine zweijährige Tochter auf den Malediven auswachsen und leben kann."

"Wir waren mit einem moralischen Dilemma konfrontiert", sagte Timmermans. "Wir mussten einige der Dinge aufgeben, die wir wollten, um diesem Prozess und seinen Parteien zu helfen, einen Weg nach vorne zu finden".

Der Organisator der letztjährigen Klimakonferenz in Glasgow zeigte sich enttäuscht. Alok Sharma beklagte, dass wichtige Punkte, für die er gekämpft hatte, nun entweder fehlen oder verwässert wurden. “Ein Emissionsmaximum vor 2025, wie es die Wissenschaft für notwendig hält? Nicht in diesem Text”, sagte Sharma. Ebenso würden klare Vorgaben für den Ausstieg aus der Kohle fehlen. Genauso fehle eine klare Verpflichtung zum Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen, ärgerte er sich.

Ein Schlupfloch für Erdgas

Der diesjährige endgültige Text enthält lediglich eine Formulierung, wonach ein Übergang zu “emissionsarmen” Quellen ermöglicht werden soll. Dies wird bereits als Schlupfloch für Erdgas interpretiert, den emissionsärmsten aller fossilen Brennstoffe.

An der COP27 wurde die Kritik laut, dass die Veranstaltung durch die Anwesenheit von Vertretern der fossilen Brennstoffindustrie geprägt worden war. Gleichzeitig blockierten grosse Erdöl- und Gas-Produzenten wie Saudi-Arabien Formulierungen, die einen Plan zum allmählichen Ausstieg aus Öl und Gas gefordert hatten.

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