Mögliche Käuferin für Unternehmenssparten
Die Schweizer Grossbank muss Teile der Bank verkaufen. Als Investor könnte der Wüstenstaat Katar zugreifen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Kataris der Credit Suisse zu Hilfe eilen.
5. Oktober 2022 • Beat Schmid

Die Qatar Holding LLC ist seit vielen Jahren Grossaktionärin bei der Credit Suisse. Aktuell hält der Staatsfonds des Wüstenstaates knapp über fünf Prozent des Kapitals. Die Verbindungen sind eng. Sie gehen zurück auf den früheren Chef Brady Dougan, der die Beziehungen mit dem Wüstenstaat eingefädelt und intensiviert hat.

Es war auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, als die Katar zur Grossaktionärin der CS wurde. Der Staatsfonds war auch eine Käuferin von hochverzinsten Coco-Bonds, die im Fall einer zu tiefen Eigenkapitalquote in Aktienkapital umgewandelt worden wären. Inzwischen sind die Bonds zurückgezahlt.

Jetzt könnte Katar einmal mehr der CS zur Hilfe eilen. So zumindest sieht es die Investmentbank Goldman Sachs in einem Memo, das durch den Blog Zerohedge veröffentlicht wurde. Jonathan Weetman, ein Trader in London, geht darin zunächst auf die dicken Kapitalpolster der Bank ein. Die CS habe so grosse Reserven, dass er nicht glaube, dass sie schon bald eine Kapitalerhöhung durchziehen müsse, zumal die Bank Unternehmensteile verkaufen wolle, um Kapital zu generieren.

“Die jüngsten Aktivitäten der CS in Katar könnten ein Zeichen sein”

Die Bank hat angekündigt, für das Verbriefungsgeschäft externe Investoren zu suchen, die einen Anteil daran übernehmen würden. Möglicherweise wird die Bank aber auch weitere Einheiten ganz verkaufen, wie etwa das Asset Management. Doch Verkaufsprozesse brauchen Zeit, schreibt Weetman, “selbst in einfachen Märkten”. Er schreibt: “Es müssen Ankerinvestoren gefunden werden. Die jüngsten Aktivitäten der CS in Katar könnten ein Zeichen sein.”

Tatsächlich hat die Credit Suisse Anfang September angekündigt, in Katar zu expandieren. Sie geht dabei eine Partnerschaft mit der Investment Promotion Agency (IPA Qatar) des Golfstaates ein. Geplant ist die Schaffung von bis zu 100 Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren in den Bereichen Wealth Management, Investment Banking und Asset Management sowie den Aufbau eines Technologie- und Engineering-Hubs.

Diese Expansion werde das Wealth-Management-Geschäft der Bank weiter stärken, die “lokale Präsenz der Bank vertiefen” und dazu beitragen, die Entwicklung und Digitalisierung der Credit Suisse in Katar und der gesamten Region zu beschleunigen, schrieben IPA Qatar und Credit Suisse in einer gemeinsamen Erklärung.

CS ist seit 2006 in Katar aktiv

Kurz darauf kündigten die CS und der Staatsfonds Qatar Investment Authority an, im Leveraged-Finance-Geschäft eine private Kreditplattform in Höhe von mehreren Milliarden Dollar aufzubauen. Ziel der Kooperation sei es, Finanzierungen in Form von besicherten Darlehen für Unternehmen in Europa und den USA und Europa bereitzustellen.

Die Credit Suisse ist seit 2006 in Katar aktiv. Die jüngsten Ankündigungen sind insofern bemerkenswert, als die CS gleichzeitig mehrere tausend Stellen abbauen wird. Insgesamt will die Bank die Kostenbasis um 1,5 Milliarden senken.

Die Qatar Holding hält neben der CS auch namhafte Beteiligungen an Barclays, Deutsche Bank, Glencore, VW und Tiffany & Co. Seit vielen Jahren ist der Staat über die Qatar Sports Investments auch Besitzerin des Fussballclubs Paris-Saint-Germain. Die Qatar Holding und die Qatar Sports Investments in Tochtergesellschaften des Staatsfonds Qatar Investment Authority. Dieser wird von der Herrscherfamilie Al Thani kontrolliert.

Eine Banksprecherin wollte zu den Äusserungen von Goldman Sachs keine Stellung nehmen.

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