Operation Share Price
Der neue UBS-Präsident gibt bei der Grossbank den Tarif durch. Oberste Priorität hat bei ihm die Steigerung des Aktienkurses.
27. Juni 2022 • Beat Schmid

Noch keine 100 Tage ist er im Amt. Doch der irischstämmige UBS-Präsident Colm Kelleher scheint die Bank schon fest im Griff zu haben. Alle Fäden laufen bei ihm zusammen, sagt eine ranghohe UBS-Quelle. Eine der wichtigsten Prioritäten Kellehers sei die Entwicklung des Aktienkurses. Vergangene Woche tauchte dieser unter 16 Franken. Für Kelleher ist das ein Alarmsignal. Dann muss etwas geschehen.

Der 64-jährige Bankmanager, der im April Axel Weber an der Spitze ersetzte, sei eine Mischung aus Oswald Grübel und Sergio Ermotti. Er sei schnell, präzis und habe eine “extrem kurze Zündschnur”. Wer nicht gut vorbereitet zu einer Sitzung erscheine, habe ein Problem. Dann sei die Besprechung schon nach zwei Minuten beendet.

UBS ist keine europäische Bank

Kelleher passe nicht, dass die UBS von Investoren und Analysten in den gleichen Topf wie andere europäische Banken geschmissen werde und deshalb unter einem Bewertungsabschlag leide, sagt eine andere Quelle. Allerdings: So schlecht ist die UBS nicht bewertet. Das Verhältnis von Aktienkurs zum Buchwert ist bei der UBS deutlich besser als bei den meisten europäischen Konkurrenten.

Bei der Schweizer Grossbank beträgt das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis 1. Die meisten grossen europäischen Konkurrenzen liegen deutlich darunter. Die Deutsche Bank handelt bei 0,4, Barclays und HSBC bei 0,6. Die Credit Suisse abgeschlagen bei 0,3. Allerdings, die meisten US-Grossbanken liegen darüber: bei J.P. Morgan und Morgan Stanley – wo Colm Kelleher zuvor tätig war – beträgt die Messgrösse 1,3. Bei Goldman Sachs und Wells Fargo beträgt das Verhältnis ebenfalls 1 wie bei der UBS.

Im Unterschied zu den US-Grossbanken sieht Kelleher die UBS aber in erster als Wealth Manager und weniger als Investmentbank. Sein Plan ist es, die UBS im Kapitalmarktmarkt als internationaler Vermögensverwalter mit Schweizer Wurzeln positionieren. Er ist offenbar überzeugt, dass die Bank das Potenzial habe, bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2 zu handeln. Was würde bedeuten, dass der UBS-Kurs sich auf 32 Franken verdoppeln müsste. Zum Vergleich: Julius Bär handelt aktuell bei 1,3; im November 2021 betrug der Price-to-Book-Value über 2.

Auf Roadshow bei US-Grossinvestoren

Um zumindest den Aktienkurs in diese Richtung zu pushen, ist Kelleher mit CEO Ralph Hamers zu einer Roadshow aufgebrochen. Wie die “Financial Times” (Artikel bezahlpflichtig) heute berichtet, hätten sich die beiden in den letzten Wochen mit etlichen grossen US-Asset-Management-Firmen getroffen – mit dem Ziel, dass diese ihre Anteile an der Bank erhöhen. Darunter befinden sich Schwergewichte wie Capital Group, T Rowe Price, Wellington und Fidelity.

Die Capital Group etwa besitzt Aktien von J.P. Morgan um Umfang von 13,4 Milliarden Dollar. An Morgan Stanley hält sie 3,9 Milliarden und an Citigroup 1,2 Milliarden. Bei der UBS ist der Vermögensverwalter nur gerade mit 180 Millionen Dollar investiert.

Die Capital Group, einer weltweit grössten aktiven Asset-Manager, verkaufte in diesem Jahr europäische Bankaktien im Wert von sieben Milliarden Dollar, darunter auch UBS-Titel.