Frustrierter CS-Aktionär
Der Partner von CS-Grossaktionär Harris Associates äussert sich zur CEO-Frage. Er sagt auch, dass es ein Fehler war, die Aktien nicht schon früher verkauft zu haben.
25. Mai 2022 • red.

Es sind späte Einsichten eines gebeutelten Aktionärs. David Herro, Partner beim US-Investor Harris Associates, hätte sich schon viel früher von den CS-Aktien trennen sollen, wie er der "Finanz & Wirtschaft" (Artikel bezahlpflichtig) sagte. Spätestens, als Tidjane Thiam den Machtkampf gegen Urs Rohner verlor.

Damals, vor über zwei Jahren, habe der frühere Präsident "schon über ein Jahrzehnt der Wertvernichtung" hinter sich gehabt, Thiam dagegen sei der "Vater der erfolgreichen Restrukturierung der Bank" gewesen. So hielt Herro bis zuletzt zu Thiam und drohte Rohner öffentlich mit der Abwahl. Nach dem Abgang Thiams setzte er die Drohung aber nicht in die Tat um. "Wir hätten die Aktien eigentlich verkaufen sollen, als der VR entschied, an Rohner festzuhalten", sagt Herro.

Tatsächlich machte sich Herro damals lächerlich mit seiner leeren Drohung. Auch sonst liess sich der Grossaktionär von der CS-Führung auf der Nase herumtanzen. Man müsse dieses oder jenes tun, forderte Herro, als es dann anders kam, schwenke er um. Deshalb erstaunt es nicht, dass er sich zur Personalie Thomas Gottstein kaum mehr äussern mag. Schon fast kleinlaut sagt er, dass der Verwaltungsrat entscheiden müsse, "ob Thomas imstande ist, ein effektiver CEO zu sein".

Die Bank müsse weiter stabilisiert, die hohen Rechtskosten, Strafzahlungen und Abschreibungen beendet werden, sagt er der F&W. Den Verkauf gewisser Geschäftsteile oder gar der ganzen Bank, wie dies ein anderer Grossaktionär gefordert hatte, schliesst Herro zum jetzigen Zeitpunkt aus. Damit würde die CS weit unter Wert den Besitzer wechseln. Erst wenn das Geschäft wieder rund laufen, könne man sehen, "welche Teile vielleicht besser anderswo aufgehoben sind", sagt Herro.

Dass Herro keine Lust hat, seine Aktien unter Preis zu verkaufen, leuchtet ein. Er kaufte sie zu einem Vielfachen des aktuellen Kurses. Interessant wäre zu wissen, bei welchem Preis er die Aktien hergeben würde.

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