Sondersession
Mit einem Verkauf oder einem Börsengang der Einheit könnte UBS-Präsident Colm Kelleher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ein Kommentar.
13. April 2023 • Beat Schmid

Nach der zweitägigen Sondersession ist die Schweiz in Aufruhr. Die Kommentatoren sprechen von “billigem Wahlkampf”, einem “Misstrauensvotum”. Die “NZZ” warf die Frage auf, ob es in der Schweiz überhaupt noch Grossbanken brauche. Selbst der linke “Tages-Anzeiger” kommentierte, dass diese “Signale des Misstrauens gefährlich” seien. Und die SVP denkt laut über die Lancierung einer UBS-Initiative nach, nachdem sie mit ihren Vorstössen nicht durchgekommen war.

Zwar ist das Nein des Parlaments zur 109-Milliarden-Franken-Hilfe reine Symbolpolitik. Das scheint auch das Ausland zu begreifen. Der von einigen Politikern befürchtete Imageverlust findet nicht statt. Das Thema ist längst aus den internationalen Finanzmedien verschwunden.

Noch zu kauen an der Debatte hingegen dürfte das UBS-Spitzenpersonal haben. Live konnten sie mitverfolgen, wie tief das Ansehen der Banker nach der CS-Pleite gesunken ist. SP-Ständerat Roberto Zanetti sprach durchgehend von Bankstern. Zugegeben, auch die Finma, die Nationalbank und das Finanzdepartement bekamen ihr Fett ab.

Der Goodwill ist aufgebraucht

Doch der ohnehin stark dezimierte Goodwill der Finanzbranche in Politik und Gesellschaft ist aufgebraucht. Was bedeutet das für die neue UBS? Was heisst das für Präsident Colm Kelleher und CEO Sergio Ermotti?

Die beiden UBS-Lenker müssen sich jetzt ernsthaft überlegen, ob sie die CS tatsächlich mit Haut und Haaren fressen oder ob sie den Schweizer Teil nicht wieder abspalten sollen. Mit einer Abspaltung könnten Kelleher und Ermotti zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Ein Verkauf oder Börsengang könnte rund 10 Milliarden Franken einbringen – mehr als das Dreifache des Kaufpreises der Gesamtbank. Aus Sicht der Aktionäre könnte das möglicherweise ein wünschenswerter Schritt sein.

Aber noch wichtiger wäre: Die UBS könnte mit einer Abspaltung die aufgebrachte Volksseele besänftigen und Politikerinnen und Politiker in Bern möglicherweise davon abhalten, noch schärfere Regulierungen zu erlassen.

Eine kleinere CS Schweiz ist besser als gar keine

Zwar wenden Experten ein, dass eine eigenständige CS Schweiz nicht das gleiche Gewicht hätte wie die heutige Schweiz-Einheit, da sie unter anderem nicht mehr vom Funding deiner Grossbank profitieren würde. Auch wäre sie von wichtigen Dienstleistungen der Investmentbank abgeschnitten, die gerade für grössere KMU wichtig sind.

Eine abgespaltene CS Schweiz wäre damit nicht mehr als eine grössere Postfinance oder ZKB, sagen Skeptiker. Das mag stimmen. Dagegen kann man aber argumentieren, dass eine weitere Postfinance oder ZKB für die Schweiz trotz allem besser wäre als gar keine Credit Suisse mehr. Und: Wer kann schon wissen, wohin sich die CS Schweiz in 10 oder 20 Jahren entwickeln würde?

Dass ein Neuanfang gelingen kann, das weiss die UBS aus eigener Erfahrung, die vor 15 Jahren selbst am Boden lag.

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