Bonus-Saison
Die Grossbank will mit einem Spezialprogramm wichtige Führungskräfte an die Bank binden. Das Ziel sei ein "ausgewogenes Verhältnis" zwischen den Interessen von Mitarbeitern und Aktionären.
18. Januar 2023 • Beat Schmid

Bankkader auf den Stufen Director und Managing Director sollen in diesem Jahr eine Sonderbehandlung erfahren. Sie erhalten die Möglichkeit, Teile ihres Bonus für das Jahr 2022 sofort beziehen zu können, statt über mehrere Jahre verteilt. Das berichtet die Agentur Bloomberg, die sich auf ein internes Memo bezieht.

Allerdings müssen die Angestellten Anteile dieser sogenannten Cash Awards zurückzahlen, wenn sie die Bank innerhalb der nächsten drei Jahre verlassen. Sie müssen sich bis zum 30. Januar entscheiden, ob sie beim Spezialprogramm mitmachen wollen oder nicht.

Vor wenigen Tagen wurde darüber spekuliert, dass die Credit Suisse den Bonuspool fürs abgelaufene Jahr auf eine Milliarde Franken halbieren wird. Bereits im letzten Jahr verkleinerte sie die variablen Ausschüttungen um 40 Prozent.

Trotz Cash Awards haben Kaderleute 2021 die Bank verlassen

Nicht bekannt ist, wie viele Beschäftigte von dem Cash-Programm profitieren können und wie gross das Volumen ist. Im letzten Jahr machten die Barvergütungen etwa 40 Prozent des regulären Bonus aus. "Der Kompensationspool wird kleiner sein als in den vergangenen Jahren", heisst es in dem Memo. Mit den Vorausboni will die CS die Arbeit erfahrener Führungskräfte und langjährige Firmentreue belohnen.

Ob die Bank damit Erfolg haben wird und tatsächlich die richtigen Leute langfristig binden kann, ist fraglich. Im letzten Jahr haben viele Angestellte die Bank trotzdem verlassen.

"Unsere Vergütungsstruktur für 2022 zielt darauf ab, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Interessen unserer Mitarbeiter und denen der wichtigsten Stakeholder, einschliesslich unserer Aktionäre und Aufsichtsbehörden, herzustellen", heisst es weiter in dem Schreiben.

In den letzten Jahren war dieses Verhältnis kaum ausgewogen. Wie Tippinpoint berichtete, hat die Credit Suisse in den letzten 13 Jahren Boni in der Höhe von 39 Milliarden Franken ausbezahlt. Dem stehen netto Gewinne von 9 Milliarden gegenüber.

Die Bank musste im Herbst 2022 nach mehreren Verlustquartalen über eine Kapitalerhöhung 4 Milliarden frisches Kapital aufnehmen. Die CS wird voraussichtlich auch im laufenden Jahr einen Verlust schreiben.

Andere Banken drehen den Geldhahn zu

Der Credit Suisse kommt entgegen, dass die meisten Grossbanken bei den Bonusausschüttungen dieses Jahr deutlich knausriger sein werden. Eine Reduktion um 40 Prozent und mehr dürfte die Regel sein für US-Investmentbanken.

Goldman Sachs erwägt offenbar, den sogenannten Underperformern die variablen Vergütungen ganz zu streichen. Das Ziel: "Schlechte" Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen freiwillig die Kündigung einreichen.

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