IIGCC-Studie
Das Klima-Engagement globaler Grossbanken lässt zu wünschen übrig. Keine hat sich verpflichtet, die Finanzierung neuer Öl- und Gasförderprojekten einzustellen.
29. Juli 2022 • Beat Schmid

Eine neue Studie zeigt, dass viele Banken ihre Klima-Anstrengungen beschleunigen müssen, wenn sie das Erwärmungsziel von 1,5 Grad erreichen wollen, wozu sie sich im Rahmen des Pariser Abkommens verpflichtet haben. Die Bestrebungen von 27 Grossbanken in Nordamerika, Europa und Asien hinken in allen untersuchten Kategorien weit hinterher, wie die Organisation Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) in ihrer gestern veröffentlichten Studie schreibt.

Die Studienautorinnen und -Autoren legten den Fokus auf sechs Bereiche: Engagement, Ziele (Targets), Dekarbonisierungsstrategie, Klima-Politik, Klima-Governance sowie Rechnungslegung. Zu den untersuchten Instituten zählen grosse US-Banken wie Goldman Sachs, J.P. Morgan, aber auch chinesische Grossbanken wie Bank of China oder China Construction Bank. Aus der Schweiz wurden Credit Suisse und UBS unter die Lupe genommen.

Am besten schneiden die Banken beim Indikator Klima-Governance ab. Im Schnitt erreichen sie einen Wert von 44 Prozent. Die UBS kommt auf einen Wert von 50 Prozent, die Credit Suisse auf 63 Prozent. Beim Engagement liegt der Durchschnitt bei 20 Prozent. Die UBS ist hier Klassenbeste und erreicht bei diesem Indikator 100 Prozent. Die CS kommt auf 25 Prozent.

Bei der Dekarbonisierungsstrategie schneidet CS besser als UBS ab

Bei der Dekarbonisierungsstrategie hingegen gehört die CS zu den besten Banken der Welt mit einem Wert von 36 Prozent. Die UBS kommt auf 15 Prozent. Einen Nuller erreichen CS und UBS – wie etliche andere Banken auch – bei den drei restlichen Indikatoren Rechnungslegung, Klima-Politik und Ziele (Targets).

Gemäss der Studie veröffentlicht keine Bank eine Stellungnahme, in der sie sich verpflichtet, alle direkten Lobbying-Aktivitäten im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens durchzuführen. Zudem beziehe keine Bank wesentliche klimabezogene Angelegenheiten umfassend in ihre Finanzberichte ein.

Wie die IIGCC-Studie ebenfalls feststellte, hat sich keine der grossen Banken dazu verpflichtet, die Finanzierung neuer Öl- und Gasexplorationen einzustellen. Nur eine Bank will die Finanzierung von Kohleprojekten gemäss der Richtlinien der Internationalen Energieagentur beenden.

Die IIGCC ist eine Vereinigung, an der 350 institutionelle Investoren mit Assets von total 55 Billionen Dollar angeschlossen sind. Aus der Schweiz dabei sind UBS Asset Management, CS Asset Management, Swiss Life Asset Management, Lombard Odier, Ethos und Publica.

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