Weniger fossile Investments
Immer mehr institutionelle Investoren fordern von der Grossbank mehr Tempo und Transparenz in Klimafragen ein. Doch wie gross wird ihr Einfluss an der Generalversammlung diesen Freitag wirklich sein?
26. April 2022 • Beat Schmid

Die Zahlen klingen eindrücklich, geradezu überwältigend. 31 institutionelle Investoren mit einem Anlagevolumen von total 5000 Milliarden Dollar wollen die CS dazu bringen, strengere Klimaschutzmassnahmen einzuführen und ihr Engagements im Bereich fossiler Brennstoffe herunterzufahren.

"Angesichts des systemischen Risikos, das der Klimawandel darstellt, ist es wichtig, dass Unternehmen wie die Credit Suisse rasch handeln, wenn sie Teil der Lösung sein wollen", sagt Jane Firth, Leiterin nachhaltige Anlagen des britischen Pensionskassenpools Border to Coast. Die Vereinigung umfasst elf "ähnlich gesinnte" öffentliche Vorsorgewerke mit einem Anlagevermögen von 55 Milliarden britischen Pfund, wie es auf der Website heisst.

Zusammenschluss mit Ethos und ShareAction

Firth erhofft sich, dass die Schweizer Grossbank konkrete Schritte unternimmt, ihre Geschäfte im Kapitalmarkt bezüglich Offenlegung und Reduktionszielen mit den Pariser Abkommen in Einklang zu bringen.

Border to Coast sowie weitere institutionelle Anleger vor allem aus Grossbritannien und Skandinavien schliessen sich einer Initiative an, die von der Schweizer Ethos-Stiftung zusammen mit ShareAction lanciert wurde. Diese haben Anfang März eine Aktionärsresolution bei der Credit Suisse eingereicht, mit der sie Änderung der Statuten der Grossbank fordern.

Sie zeigten sich "sehr besorgt über die finanziellen, regulatorischen und reputationsbezogenen Risiken" der Grossbank. Diese würden verstärkt, wenn die Bank Aktivitäten finanziere, die dem Ziel des Pariser Abkommens zuwiderlaufen. Die Investorengruppe verlangt nun, die Bank ihre Berichterstattung über Klimarisiken verbessert und die Statuten entsprechend anpasst.

Nur halb so viel Einfluss wie Blackrock?

Vincenz Kaufmann sagte damals zu Tippinpoint: "Wir setzen uns seit vielen Jahren mit der Credit Suisse zu diesem Thema auseinander. Trotz einiger Fortschritte ist sie nach wie vor die Schweizer Bank, die am meisten in fossile Energien investiert."

Die Grossbank lehnt das Vorhaben ab. Am Freitag an der Generalversammlung kommt es daher zum Showdown. Völlig unklar ist, wie viele Stimmen die 31 Investoren und Stimmrechtsvertreter erzielen werden. Zum Vergleich: Der US-Vermögensriese Blackrock verwaltet 10 Billionen Dollar für ihre Kundinnen und Kunden. Er ist über verschiedene Fonds mit insgesamt vier Prozent an der CS beteiligt und gilt damit als einer der grössten Aktionäre.

Es ist daher davon auszugehen, dass die 31 Investoren mit 5 Billionen Dollar auf einen kleineren Stimmenanteil kommen werden. Falls sie keine weitere Unterstützung erhalten werden, dürften sie es schwer haben.

MEHR ZUM THEMA


Credit Suisse will Klimaschutz nicht in den Statuten verankern

Die Grossbank verweist darauf, dass CO₂-Berichterstattung ab 2024 ohnehin obligatorisch werde. CS gilt als einer der grössten Finanzierer von Kohleenergie.
4. April 2022

Elf Investoren lancieren koordinierten Angriff auf die Credit Suisse

Unter der Führung von Ethos und ShareAction macht eine Gruppe von Aktionären der Grossbank Dampf, im Klimabereich vorwärtszumachen. Neben grossen Schweizer Pensionskassen macht auch Asset-Management-Riese Amundi mit.
9. März 2022