Das Überfintech aus London schreibt die ersten Stellen für seine Schweizer Niederlassung aus. Darunter sind Jobs in den Bereichen Compliance, Marketing, Strategie und Operations sowie Geldwäschereibekämpfung.
27. August 2024 • Beat Schmid

Kaum ein Markteintritt wird auf dem Schweizer Finanzplatz mit grösserem Interesse verfolgt als jener von Revolut, der Neobank aus den Londoner Docklands. Bisher ist eigentlich nur klar, dass das mit 25 Milliarden Dollar bewertete Überfintech einen Schweizer Country Manager angestellt und eine Aktiengesellschaft gegründet hat.

Doch nach monatelanger Planung scheint es nun mit dem Aufbau voranzugehen. Wie Recherchen zeigen, hat das Unternehmen in den letzten Tagen auf mehreren Jobportalen und auf der eigenen Recruiting-Website Stellen ausgeschrieben. Konkret sucht das Unternehmen zwei Compliance Manager, einen Strategy & Operations Manager und einen Marketing Manager.

«Zwei Dinge sind entscheidend für unseren Erfolg: unsere Mitarbeiter und unsere Kultur», heisst es in den Anzeigen. Revolut will ein «Great Place to Work» sein. Auch Julian Biegmann, Chef der Schweizer Niederlassung, rührt die Werbetrommel. Auf seinem Linkedin-Profil schreibt der ehemalige Blackrock-Mann: «Bist du bereit, deine Karriere auf die nächste Stufe zu heben und den Bankenmarkt in der Schweiz zu verändern?» Revolut sei auf der Suche nach talentierten und motivierten Menschen, die mit Leidenschaft etwas bewegen wollen, schreibt er.

«Ärmel hochkrempeln»

Für die Position des Strategy & Operations Manager sucht das Unternehmen eine hoch qualifizierte Person, die «uns hilft, die schwierigsten Probleme in unserem globalen Fintech-Unternehmen zu lösen». Jemand, der die Ärmel hochkrempelt und in jeden Bereich unseres Geschäfts eintaucht, um Millionen von Kunden auf der ganzen Welt zu helfen, heisst es weiter.

Als Mitglied des Niederlassungsteams soll die Person sicherstellen, dass die Geschäfte in der Schweiz «den lokalen Vorschriften entsprechen» und die Kunden «den besten Service» erhalten. Bewerber müssen einen erstklassigen Abschluss einer führenden Universität vorweisen können. Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden wird als «nice to have» bezeichnet.

Für den Bereich Compliance sucht Revolut zwei Personen, die sicherstellen sollen, dass der Kontrollrahmen für Finanzkriminalität und Geldwäschebekämpfung vollständig und effektiv gegen Geldwäsche funktioniert. Dies erfordert einen scharfen Verstand, der in der Lage ist, Geldwäscherisiken schnell zu erkennen und unsere Systeme und Kontrollen unter Berücksichtigung einer Reihe von Faktoren aufrechtzuerhalten.

Büros an der Beethovenstrasse

Wie Country Manager Biegmann mitteilt, befinden sich die Revolut-Büros an der Beethovenstrasse in Zürich. Bisher war der Standort des Unternehmens nicht bekannt. Im Handelsregister ist die Kanzlei Lenz & Stähelin als Adresse gemeldet. In den Inseraten wird zum Teil Zürich als Standort angegeben. In einem Inserat ist die Postleitzahl 8058 genannt, was für den Flughafen als Standort gesprochen hätte.

Revolut wurde 2015 gegründet und soll weltweit über 45 Millionen Kundinnen und Kunden haben. Obwohl Revolut in der Schweiz nicht direkt aktiv war, soll das Fintech hierzulande bereits 800’000 Nutzerinnen und Nutzer haben. Revolut ist vor allem durch seine günstigen Transaktionskosten in Fremdwährungen bekannt geworden. Allerdings ist die Handhabung für Schweizer Kundinnen und Kunden noch umständlich, da die App noch nicht richtig in die Schweizer Finanzinfrastruktur integriert ist. Wie genau das Angebot für die Schweiz aussehen wird, ist noch offen.

Das Unternehmen geriet in den letzten Jahren immer wieder in die Schlagzeilen, weil sich ehemalige Mitarbeitende über miserable Arbeitsbedingungen beklagten. Sie berichteten von fragwürdigen Einstellungskriterien, ungewöhnlich langen Arbeitstagen, unbezahlter Arbeit und einer hohen Fluktuation. Auch die Kunden machten nicht nur gute Erfahrungen mit dem schnell wachsenden Startup. Sie beschwerten sich über automatisierte Sperrungen und Kündigungen ihrer Konten.

Revolut wurde von Nikolay Storonsky mitgegründet, der heute CEO ist. Als Sohn eines Gazprom-Managers wuchs Storonsky in Russland und studierte in Moskau Physik und Ökonomie. Später wanderte er nach England aus. Unter anderem war er für die Credit Suisse als Händler tätig.

Update: Der Abschnitt zum Standort wurde gegenüber einer ersten Version ergänzt und präzisiert.

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