In den letzten Wochen mehrten sich die Klagen über schlechtere Kreditkonditionen. KMU-Unternehmer, die plötzlich mehr für ihre Kredite bezahlen mussten, zum Beispiel in Form von höheren Kontokorrentzinsen. Wie aus dem jüngsten Quartalsbericht hervorgeht, hat die UBS tatsächlich die Risikoprämien für KMU-Kredite erhöht - und zwar um 42 Prozent.
Dieser Risikozuschlag ergibt sich aus dem Gesamtbestand der ausstehenden Firmenkredite im Verhältnis zu den erwarteten Kreditverlusten, wie sie die UBS mit einem eigenen Modell berechnet. Wie aus dem Quartalsbericht auf Seite 73 hervorgeht, hat die UBS KMU-Kredite im Wert von 23,4 Milliarden Dollar ausstehend. Die erwarteten Verluste darauf (Expected Credit Loss, ECL) beziffert die UBS mit 515 Millionen Dollar.
Wie die CH-Media-Zeitungen heute in einem Bericht schreiben, verlangt die UBS für jeden KMU-Kredit durchschnittlich 2,2 Prozent Risikoprämie, um sich gegen diese erwarteten Verluste abzusichern. Ende März lag dieser Durchschnittswert noch bei 1,8 Prozent, Ende 2023 bei 1,55 Prozent. Das KMU-Kreditgeschäft fällt in den Einflussbereich von Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse (Bild).
Rekalibrierung des hauseigenen Risikomodells
Hintergrund der Änderungen ist eine Rekalibrierung des hauseigenen Risikomodells, wie es im Quartalsbericht weiter heisst. «Die Szenarien für die erwarteten Kreditverluste (Expected Credit Loss, ECL) und die damit verbundenen makroökonomischen Faktoren und Marktdaten wurden unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und politischen Bedingungen im zweiten Quartal 2024 im Rahmen einer Reihe von Governance-Sitzungen mit Beiträgen und Feedback von Risiko- und Finanzexperten von UBS aus allen Geschäftsbereichen und Regionen überprüft», steht im Quartalsbericht. Im Ergebnis führte die Modelländerung zu höheren erwarteten Kreditverlusten.
Die Neukalibrierung des UBS-Modells hat laut CH Media dazu geführt, dass ein durchschnittliches KMU, das sich bei der UBS oder der Credit Suisse finanziert, seit Anfang Jahr 42 Prozent mehr für das von der Bank angenommene Risiko bezahlen muss. Laut dem Bericht handelt es sich dabei um einen «spektakulären Aufschlag», der auf eine sehr starke Verschlechterung der Wirtschaftslage oder auf die Korrektur einer zuvor weniger strengen Risikovorsorge zurückzuführen sein könnte.
Die UBS hält in einer Stellungnahme fest, dass eine «Kausalität zwischen der Rückstellung und dem Pricing ist falsch und irreführend» sei. Die Risikozuschläge für Kredite basieren laut der UBS nicht auf buchhalterischen Rückstellungen, sondern auf historischen Analysen von tatsächlich eingetretenen Verlusten bei vergleichbaren Unternehmen. Das Pricing werde «unter anderem auf diesem Grundsatz» erstellt.
Ermotti zeigt mit dem Finger auf die CS
Allerdings, die Lockerung der Geldpolitik der SNB verringert den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken. Mit sinkenden Zinsen können sich KMU wieder leichter verschulden. UBS-Finanzchef Todd Tuckner und Konzernchef Sergio Ermotti zeigten in der Fragerunde mit Journalisten einmal mehr mit dem Finger auf das Kreditbuch der Credit Suisse.
In einigen Segmenten des Firmenkreditgeschäfts seien die Preise im Verhältnis zum Risiko «inakzeptabel niedrig» gewesen, sagte er. «Wir sind nicht hier, um Geschäfte zu subventionieren», sagte Ermotti. Einen handfesten Beweis für seine Behauptungen blieb der UBS-Chef allerdings schuldig. Die Kreditbücher von CS und UBS sind im Reporting längst zusammengelegt. Für Aussenstehende ist es deshalb unmöglich, sich ein Bild über die Qualität des Firmenkreditbuchs der Credit Suisse zu machen.
Tatsache ist auch, dass die UBS im zweiten Quartal auf Konzernebene Kreditverluste von 95 Millionen Dollar verbuchte. Bei einer Bilanzsumme von 1560 Milliarden Dollar und Verbindlichkeiten von 1470 Milliarden Dollar ist das ein irrwitzig kleiner Betrag. So schlecht kann das Kreditbuch der CS wahrscheinlich nicht gewesen sein.
Update: Der Artikel wurde um eine Stellungnahme der UBS ergänzt.