Prominenter Abgang
Der ehemalige Private-Banking-Chef der Credit Suisse hat die Bank bereits Ende 2023 verlassen. Nach der Übernahme war er Berater von Iqbal Khan.
1. März 2024 • Beat Schmid

Um Francesco de Ferrari ist es in den vergangenen Monaten sehr ruhig geworden. Nun hat der Top-Banker die UBS verlassen. Das bestätigen mehrere Quellen gegenüber tippinpoint. «Seine Rolle als Berater von Iqbal Khan hat er bereits Ende Jahr aufgegeben», sagt eine Quelle, die Kenntnisse der Vorgänge hat.

Er befindet sich derzeit im sogenannten Gardening Leave. Intern wurde sein Abgang bisher nicht kommuniziert. Offiziell will sich die Grossbank zu seinem Abgang nicht äussern. Ein Sprecher der Bank lehnt eine Stellungnahme ab.

Nur gerade ein halbes Jahr währte seine Tätigkeit für die UBS. Als Iqbal Khan im Juni 2023 die 23-köpfige Geschäftsleitung der Sparte Global Wealth Management (GWA) bekannt gab, stellte er De Ferrari als seinen «Senior Advisor» vor.

Eine operative Rolle erhielt er nicht: Alle CS-Leute, die ihm bisher rapportierten, wurden Yves-Alain Sommerhalder unterstellt, der ein halbes Jahr vor dem Zusammenbruch der CS zur UBS wechselte und eigentlich Europachef des Wealth Managements hätte werden sollen.

In einem internen Mailing schrieb Khan damals: «Francesco De Ferrari will remain as a senior advisor to me and our combined leadership team and will ensure a seamless transition. I’d like to sincerely thank Francesco for his outstanding contributions to date.»

Von Australien an die Spitze des Wealth Managements

De Ferrari kehrte Anfang 2022 nach einem Abstecher nach Australien, wo er den Vermögensverwalter AMP leitete, zur Credit Suisse zurück. Bei der Grossbank verbrachte er den Grossteil seiner Karriere, zuletzt als CEO für Südostasien und die sogenannten Frontier Markets.

Bei seiner Rückkehr übernahm er die Leitung der globalen Vermögensverwaltung und wurde Mitglied der Konzernleitung. Schon Jahre zuvor galt er als aussichtsreicher Kandidat für diesen Topjob. Doch der damalige CEO Tidjane Thiam gab dem aufstrebenden Iqbal Khan den Vorzug.

Nach den Skandalen um Archegos und Greensill war es das Ziel von CEO Thomas Grosstein, das Private Banking zum zentralen Pfeiler der Bank zu machen. Die Abteilung verfügte damals über Kundengelder in der Höhe von 853 Milliarden Franken. Doch schon bald zeigte sich, dass auch die Vermögensverwaltung nicht ohne Probleme war. In den Jahren zuvor wurden die Kundenvermögen mit viel Leverage aufgebläht. Es wurde viel Luft ins System gepumpt, die im Abschwung schnell wieder entwich.

Sein Linkedin-Profil hat der 54-jährige schweizerisch-italienische Doppelbürger noch nicht angepasst. Dort steht immer noch «Senior Advisor to UBS President Global Wealth Management». Für eine Stellungnahme war er nicht zu erreichen. Mit seiner Erfahrung gilt Francesco De Ferrari als Kandidat für den vakanten CEO-Posten bei Julius Bär.

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