Megabank
Auf dem Papier sind UBS und Credit Suisse immer noch zwei unabhängige Banken. Doch für Sparerinnen und Sparer spielt es keine Rolle, bei welcher Grossbank sie ihr Geld anlegen.
29. Februar 2024 • Beat Schmid

Vorsorgekonto, Sparkonto, Freizügigkeitskonto, Mietzinskonto und Kontokorrent: Bei den Standardprodukten bieten UBS und Credit Suisse exakt die gleichen Konditionen an. Beim UBS-Sparkonto werden Gelder bis 50’000 Franken mit 0,75 Prozent verzinst, darüber mit 0,3 Prozent.

Beim Mietkautionssparkonto sind es bei der UBS bis 50’000 Franken 0,5 Prozent, darüber noch 0,3 Prozent. Auch die Vorsorgegelder für die 2. und 3. Säule werden mit 0,9 beziehungsweise 0,4 Prozent auf den entsprechenden Vorsorge- und Freizügigkeitskonten genau gleich verzinst. Privatkonti werden mit 0,0 Prozent verzinst.

Letztes Jahr boten die Banken noch unterschiedliche Zinssätze an. Seit Anfang Jahr sind sie identisch, wie man auf den Websites von UBS und Credit Suisse nachlesen kann. Warum ist das so? Die Frage stellt sich, weil UBS und Credit Suisse juristisch noch nicht fusioniert sind. Dies ist erst für das zweite Quartal geplant. Auch die Schweizer Einheiten bleiben unabhängig – zumindest auf dem Papier. Im Heimmarkt steht die fusionierte Megabank zudem unter scharfer Beobachtung der Wettbewerbskommission.

Fragt man bei der Bank nach, gibt die Medienstelle folgende Antwort: «UBS und Credit Suisse sind unter demselben Konzerndach und bleiben in der Schweiz bis zum rechtlichen Zusammenschluss der jeweiligen Gruppengesellschaften, den wir in 2024 erwarten, selbständig. Zum jetzigen Zeitpunkt findet keine generelle Preisangleichung statt.»

Das zentrale Funding gibt den Rahmen vor

Ist es also Zufall, dass die beiden Banken die gleichen Standardzinssätze anbieten? Das dann auch wieder nicht. Dass sich die Zinssätze weitgehend angeglichen haben, dürfte mit der Refinanzierung zusammenhängen. Das Funding der beiden Grossbanken wird heute zentral über die UBS gesteuert. Das gibt zumindest den groben Rahmen vor, welche Konditionen die einzelnen Geschäftseinheiten anbieten können.

Dennoch gibt es einige markante Unterschiede, die sofort ins Auge springen. Die UBS bietet ein «UBS Sparkonto extra» an. Dieses zahlt bis 250’000 Franken einen Zins von 1,25 Prozent. Das Angebot ist befristet, Kontoeröffnungen sind noch bis Ende März möglich. Mit dem Extra-Konto will die UBS verlorene Gelder zurück zur Bank holen. Bei der Credit Suisse gibt es kein solches Spezialangebot für Rückkehrer. Da man die CS-Kunden später ohnehin auf die UBS migrieren müsste, ergibt ein Lockangebot rein praktisch wohl wenig Sinn.

Dass es nach wie vor zum Teil grosse Unterschiede gibt, zeigt sich auch bei den verschiedenen Paketprodukten und App-Lösungen für Privat- und auch Firmenkunden. Hier herrscht weiterhin ein kaum zu durchdringender Tarif- und Gebührendschungel. Grössere Kunden, die traditionell mit UBS und CS Geschäfte gemacht haben, wundern sich, dass die Bank nach bald einem Jahr seit der angekündigten Übernahme immer noch nicht sagen kann, wie das Produktportfolio in Zukunft aussehen wird.

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