US-Steuerfall
US-Senator Ron Wyden hat UBP-Chef Guy de Picciotto einen Brief geschrieben. Er verlangt Antworten zum Verbleib von 100 Millionen Dollar, die einer mysteriösen US-Familie gehören sollen.
25. Mai 2023 • Beat Schmid

Weniger als zwei Monate nach der Veröffentlichung eines Berichts über die Credit Suisse wegen undeklarierter Vermögenswerte von US-Steuerpflichtigen interessiert sich der Finanzausschuss des Senats für die Union Bancaire Privée (UBP). Die Genfer Privatbank soll trotz ihrer Verpflichtungen gegenüber der US-Justiz weiterhin nicht deklarierte Gelder beherbergen. Senator Ron Wyden soll eine Reihe von Fragen an den Chef der Bank, Guy de Picciotto, gerichtet haben, wie das Westschweizer Justizmedium Gotham City berichtete.

In dem Bericht vom März dieses Jahres wurde die Credit Suisse beschuldigt, über 700 Millionen US-Dollar an US-Kundengeldern nicht offengelegt zu haben. Davon sollen 220 Millionen dem inzwischen verurteilten Wirtschaftsprofessor Dan Horsky gehört haben und 100 Millionen einer “Familie mit US-amerikanischer und lateinamerikanischer Staatsangehörigkeit”. Ihre Identität wurde nicht bekannt gegeben.
In dem Bericht wurde auch behauptet, dass die 100 Millionen der lateinamerikanischen Familie anschliessend “heimlich” auf Konten bei der UBP überwiesen worden seien. Im Rahmen des US-Steuerstreits konnte sich die Genfer Bank 2016 mit dem US-Justizministerium (DOJ) vergleichen. Sie hatte 187 Millionen US-Dollar als Wiedergutmachung für frühere Verstösse gezahlt und sich verpflichtet, keine Steuerumgehungsgeschäfte mit US-Steuerpflichtigen zu tätigen.

“Ich schreibe Ihnen, …”

Im Januar 2020 hatte UBP zusätzlich 14 Millionen US-Dollar gezahlt, weil sie bei der ersten Einigung 97 US-Konten nicht angegeben hatte. Die Bank hatte damals ihr Versprechen bekräftigt, Steuerhinterziehung zu unterbinden. Vor diesem Hintergrund könnte ein Verstoss gegen die beiden Vereinbarungen für UBP in den USA erhebliche rechtliche Konsequenzen haben, schreibt Gotham City.

“Ich schreibe Ihnen, um die Umstände rund um den Transfer der Familiengelder von Credit Suisse an UBP und über die Einhaltung der eigenen Nichtverfolgungs-Vereinbarung mit dem DOJ durch UBP besser zu verstehen”, hiesst es in dem Brief von Senator Wyden an Guy de Piciotto.

Und weiter: “Aus dem Bericht des Ausschusses geht hervor, dass Mitarbeiter der Credit Suisse der Familie in den Jahren 2012 und 2013 dabei geholfen haben, fast 100 Millionen US-Dollar auf andere Banken zu transferieren. Im Rahmen dieser Transaktion überwies die Familie zweistellige Millionenbeträge an zwei Schweizer Banken, darunter die UBP. Es scheint, dass die Familienmitglieder die Existenz der Konten gegenüber den US-Behörden nicht offengelegt haben, wie es das US-Recht verlangt.”

Interne Ermittlungen

Gegenüber dem Westschweizer Medium sagte UBP, sie habe “nach der Veröffentlichung des betreffenden Berichts eine interne Untersuchung eingeleitet”. Das Institut erklärte, dass es in dieser Angelegenheit “voll und ganz mit den US-Behörden zusammenarbeitet”. Laut einer Banksprecherin habe das Senate Finance Committee in der Tat eine Reihe von Fragen gestellt und dabei eine Frist bis zum 1. Juni 2023 gesetzt. Die Antworten würden derzeit ausgearbeitet und unter Einhaltung des geltenden Rechts übermittelt.

Gemäss den Ermittlungen der Senatskommission wurden die Gelder der Familie von dem Schweizer Banker Jeffrey Lautz verwaltet, einem ehemaligen Mitarbeiter der Credit Suisse, der 2008 zur UBP gewechselt haben soll. 2012 hat er die Bank gemäss Handelsregister wieder verlassen. Er soll heute in Mexiko leben.

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