Norwegischer Staatsfonds
Nicolai Tangen zieht seine Lehren aus dem Kollaps der Credit Suisse. Der Grossinvestor arbeite hart daran, “faule Äpfel” aus seinem Portfolio auszusortieren. Die Inflation werde uns noch lange beschäftigen – auch wegen des Klimawandels.
25. April 2023 • red.

Nicolai Tangen ist der Chef von Norges Bank Investment Management (NBIM), dem grössten Staatsfonds der Welt mit einem Volumen von 1,3 Billionen Dollar. Seine Worte haben Gewicht, da der mit Ölgewinnen gespeiste Fonds rund 1,5 Prozent an fast allen Firmen hält, die an westlichen Börsen kotiert sind. Insgesamt ist er an über 9000 Unternehmen beteiligt.

NBIM ist auch Grossinvestor der Credit Suisse mit einem Engagement von 1,4 Prozent. In einem Interview mit der Financial Times äusserte er sich zum Grossverlust und den Lehren, die er daraus zieht. Von aussen sei nur schwer zu erkennen, wenn ein Finanzunternehmen sich in schlechter Verfassung befinde, sagte er im Interview (Abo). Sein Fonds arbeitet hart daran, “faule Äpfel” aus seinem Portfolio zu streichen.

“Wir haben unsere Bemühungen, diese Unternehmen auszusortieren, intensiviert”, sagte er. Bei der Credit Suisse war er allerdings nicht erfolgreich. Die CS-Beteiligung von Norges war 2017 2,13 Milliarden Dollar schwer. Jetzt ist sie noch 42 Millionen Franken wert.

“Risse” im Bankensektor

Als grosses Problem betrachtet er die steigende Inflation, die “Risse” im Bankensektor offengelegt habe. Neben der CS nannte er auch die Implosion der Silicon Valley Bank. Er glaubt, dass der Bankensektor jetzt das Schlimmste hinter sich habe.

Der frühere Hedgefonds-Manager befürchtet aber, dass die Inflation nur schwer zu bändigen sei. Steigende Arbeitskosten würden sich bereits in der Teuerung niederschlagen, sagte er.

“Aber wir sehen auch Auswirkungen des Klimawandels auf die Inflation”. Steigende Preise für Olivenöl, Kartoffeln und Kaffee – für Tangen sind das Zeichen, dass steigende Lebensmittelkosten die Teuerung in den kommenden Jahren weiter in die Höhe treiben könnten.

Anzeichen von “Gierflation”

Preissteigerungen ebenfalls anheizen werden die Energiewende und eine Abkehr von der Globalisierung, die die Produktionskosten jahrzehntelang niedrig gehalten hat. Auch das seien “Teile des Mosaiks”, so Tangen.

Der Chef von Norges Bank Investment Management sieht auch Anzeichen von “Gierflation”, wie er es nennt. Das heisst: Unternehmen würden die Preise über ein Mass anheben, das gerechtfertigt ist.

Tangen, der den Fonds im Jahr 2020 übernommen hat, warnt seit langem vor einer lang anhaltenden Inflation. Er glaubt, dass die Renditen der Anleger in den nächsten zehn Jahren niedriger ausfallen könnten, da die Preise und Zinsen hoch bleiben.