Neue Leitlinien
Der einflussreiche Basler Ausschuss für Bankenaufsicht veröffentlicht 12 Prinzipien für den Umgang mit klimabezogenen Finanzrisiken. In einem entscheidenden Punkt gehen sie weiter als jene der Finma.
2. August 2022 • Beat Schmid

In der Woche vom 1. bis 7. August publiziert Tippinpoint eine Serie von Beiträgen, die auf besonders grosses Interesse gestossen sind. Der vorliegende Artikel erschien ursprünglich am 16. Juni 2022.

Globale Aufsichtsbehörden haben am Mittwoch eine detaillierte Checkliste für Banken veröffentlicht, wie sie mit Finanzrisiken, die durch den Klimawandel entstehen, in ihrer Geschäftstätigkeit berücksichtigen sollen. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, der bei der BIZ in Basel angegliedert ist, beschreibt in einem 11-seitigen Dokument, wie grosse Finanzinstitute die Risiken des Klimawandels trotz lückenhafter Daten in ihren Risikosystemen abbilden sollen.

Die Banken sollen prüfen, wie sich die Risiken des Klimawandels kurz-, mittel- und langfristig auf ihre Geschäftsstrategie auswirkt. Sie sollen sich überlegen, wie sie Führungskräfte und Geschäftsleitungsmitglieder schulen sollen, welche internen Kontrollen aufgebaut werden müssen und welche Folgen der Klimawandel auf die Kapitalplanung hat.

Die Finma verschärfte die Klimatransparenz vor einem Jahr

Bereits jetzt beschäftigen sich die meisten globalen Banken mit den finanziellen Risiken des Klimawandels. Sie tun dies, weil das nationale Regulatoren verlangen. In der Schweiz etwa hat die Finma bereits vor einem Jahr die Transparenzpflichten zu den Klimarisiken verschärft. Grosse Banken und Versicherungsunternehmen sind verpflichtet, die wichtigsten klimabezogenen Finanzrisiken und ihren Einfluss auf die Strategie, sowie deren Bewertung durch das Risikomanagement offenzulegen.

In einem wesentlichen Punkt gehen die Prinzipien des Basler Ausschusses jedoch einen Schritt weiter. So heisst es im Papier, dass der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung prüfen sollen, ob der Einbezug von klimabezogenen Finanzrisiken “eine Änderung ihrer Vergütungspolitik rechtfertigen könnte”, wobei zu berücksichtigen sei, dass diese mit der Geschäfts- und Risikostrategie, den Zielen, Werten und langfristigen Interessen der Bank in Einklang stehen sollten.

Wasser auf die Mühlen von Inrate und Ethos

Bisher haben nur wenige Schweizer Banken die Löhne ihres Spitzenpersonals an Klimarisiken oder an das Erreichen CO₂-Reduktionszielen gebunden. Bei der UBS beispielsweise heisst es, dass für 2021 "robuste und konkrete Ziele" festgelegt worden seien, welche die leistungsabhängigen Zuteilungen beeinflussen. Doch wie stark ESG-Ziele auf das Lohnpaket von UBS-Chef Ralph Hamers einwirken, ist nicht ausgewiesen.

ESG-Ratingspezialisten und Stimmrechtsberater wie Inrate und Ethos fordern schon länger, dass variable Entschädigungen von Spitzenmanagern an das Erreichen von konkreten Klimazielen geknüpft werden. Die neuen Leitlinien des Basler Ausschusses sind Wasser auf ihre Mühlen.