Nachhaltigkeits-Daten sollen «öffentliches Gut» werden
Der Schweizer Rückversicherer hat sich mit den Grossbanken HSBC und Deutsche Bank zusammengetan. Mit «ESG Book» arbeiten sie an einer offenen Daten-Plattform, die den Markt für Informationen "disruptieren" soll.
1. Dezember 2021 • Beat Schmid

Finanzprodukte, die mit einem ESG-Etikett ausgestattet sind, werden stark von Anlegern nachgefragt. Parallel dazu hat sich ein florierender Nebenzweig von Information-Lieferanten herausgeschält. Sie liefern das nötige Datenmaterial, um Finanzprodukte im Hinblick auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte bewerten zu können.

Swiss Re, HSBC und die Deutsche Bank erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass die schlechte Verfügbarkeit von Informationen den Geldfluss in Unternehmen abbremse, die sich sich Nachhaltigkeitskriterien verschrieben hätten, speziell in sogenannten Emerging Markets.

Neben den drei Grosskonzernen machen weitere Unternehmen und Institutionen mit. Es sind dies die International Finance Corporation der Weltbank, Quick, Hong Kong Exchanges & Clearing, Glass Lewis, Bank Islam, Allianz X, Goldbeck und die Climate Bonds Initiative.

«Mit dieser Plattform wollen wir die Welt der ESG-Daten verändern» – Daniel Klier, Arabesque

Die Benutzung von ESG Book soll kostenlos sein. Unternehmen können darin ihre ESG-Daten in Echtzeit veröffentlichen und verwalten und diese für Datenanalysen im Bereich der Erderwärmung frei zugänglich machen. Die Plattform wurde vom Asset Manager Arabesque und soll sich an den Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen orientieren.

«ESG Book macht Daten im Bereich der Nachhaltigkeit für sämtliche Stakeholder verfügbar und auch vergleichbar», sagt Sanda Ojiambo, Geschäftsführerin von Global Compact der Uno. Ein Spotify für ESG-Daten Arabesque-Verwaltungsrat Daniel Klier erklärte, dass die cloudbasierte Lösung die gleiche disruptive Wirkung habe werde wie Spotify auf die Musikindustrie. «Mit dieser Plattform wollen wir die Welt der ESG-Daten verändern», sagt Klier. Der ESG-«Datenraum» wird derzeit beherrscht von Unternehmen wie MSCI, Bloomberg, S&P, London Stock Exchange, Moody's, Morningstar, ISS and Sustainalytics. Das International Sustainability Standards Board (ISSB) lancierte am G20-Treffen letzten Monat den Vorstoss, im zweiten Halbjahr 2022 Offenlegungsvorschriften vorzustellen, nach denen Unternehmen den Einfluss ihrer Tätigkeit auf die Klimaerwärmung rapportieren können. «Das ist der grösste Gamechanger, denn es bedeutet, dass solche Daten künftig die Berichterstattung einfliessen werden», sagte Klier.