Financials
Jetzt soll die Bank auch noch das amerikanische Asset Management verkaufen. Zudem stehen weitere Grossaktionen aus dem arabischen Raum bereit.
18. Oktober 2022 • Beat Schmid

Es vergeht buchstäblich kein Tag, an dem nicht Details über den geplanten Grossumbau der Credit Suisse an die Öffentlichkeit gelangen. Gestern Montag erschienen gleich drei Meldungen mit Newsgehalt. Verbreitet hat sie die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Bank plane den Verkauf des amerikanischen Asset-Managements (CSAM), berichteten die Journalisten. Die Abteilung, die von CEO Ulrich Körner geführt wird, zählt per Ende Juni knapp 1200 Mitarbeitende, die insgesamt Vermögen im Umfang von 427 Milliarden Franken verwalten.

Im Angebot hat das Asset Management 440 Anlagefonds. Für den amerikanischen Markt bietet die Grossbank eine Reihe von Mutual Funds an, wie Publikumsfonds in den USA genannt werden. CSAM vertreibt aber auch sogenannte Collateralized Loan Obligation. CLOs sind ein Zins abwerfende Papiere, die durch besicherte Kredite gedeckt sind.

Wie Bloomberg berichtet, sollen sich Private-Equity-Firmen für die Geschäfte interessieren. Ein Verkauf wäre insofern bemerkenswert, als die Bank noch letzte Woche via FT durchsickern liess, dass ein Verkauf der Abteilung nicht geplant sei. Jetzt offenbar soll der amerikanische Teil des Geschäfts mit institutionellen Anlegern doch veräussert werden.

Potente Investoren aus Abu Dhabi und Saudi-Arabien

Ebenfalls gestern berichtete Bloomberg, dass Investoren aus dem arabischen Raum bei der Bank einsteigen könnten. Das ist weniger überraschend, da über ein Engagement eines Staatsfonds schon seit einiger Zeit spekuliert wird. Anfang Oktober nannte Goldman Sachs die Qatar Investment Authority (QIA) mögliche Investorin, die sich einen Teil der Bank schnappen könnte.

Jetzt berichtet die Nachrichtenagentur, dass Investoren aus Abu Dhabi und Saudi-Arabien Interesse bekundet haben, sich an Teilen der Investmentbank oder anderen zur Disposition gestellten Einheiten der CS zu beteiligen.

Unabhängig voneinander würden beide Staaten Finanzierungen prüfen. Diese könnten über die entsprechenden Staatsfonds wie den Mubadala Investment Fund aus Abu Dhabi oder das saudi-arabische Pendant Public Investment Fund getätigt werden.

Die Credit Suisse zählt seit langem reiche Investoren aus dem Nahen Osten zu ihren Hauptaktionären. In den letzten Jahren waren das die QIA aus Katar und die saudi-arabische Olayan Group. Sie haben oft auch in schwierigen Zeiten Geld locker gemacht, zuletzt im April 2021, als sich die QIA an der Emission einer Wandelanleihe in Höhe von rund 2 Milliarden US-Dollar beteiligte.

Bekannt und bestätigt ist, dass die CS nach einem Käufer für den Bereich verbriefte Produkte sucht. Gemäss verschiedenen Berichten sollen sich inzwischen fünf Investoren dafür interessieren: Mizuho Financial Group, Apollo Global Management, Centerbridge Partners, Pimco und Sixth Street. Sie sollen Gebote für das lukrative Business der CS abgegeben haben. Der Bereich soll der Bank rund 2 Milliarden Dollar einbringen.

Christian Meissner soll schon bald gehen

Ebenfalls herumgereicht wird der baldige Abgang von Christian Meissner. Der Chef der Investmentbank soll bereits in zwei Wochen von seinem Posten zurücktreten und sich neu orientieren. Mit der Ernennung von Ulrich Körner zum CEO der CS Ende Juli wurde Meissner de facto entmachtet. Ihm wurden mit David Miller und Michael Ebert zwei Co-Heads zur Seite gestellt, die die operativen Geschäfte der Investmentbank übernahmen.

Meissner blieb zwar in der Geschäftsleitung der Bank, durfte sich aber nur noch um die strategische Transformation der Abteilung kümmern. Der Grund für die Absetzung war das miserable Ergebnis der Investmentbank im zweiten Quartal, als die Abteilung einen Vorsteuerverlust von 860 Millionen Franken schrieb. Dass Meissner früher oder später die Bank verlassen würde, war klar. Zumal er in den letzten Jahren immer wieder als möglicher CEO der Bank gehandelt wurde.

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