CS-Übernahme
An einer Konferenz in Singapur sagt der UBS-Chef, er sehe keinen «Culture Clash» zwischen UBS und CS. Vor wenigen Monaten tönte das noch ganz anders.
10. November 2023 • Beat Schmid

«Ich glaube nicht, dass es per se einen Kulturkonflikt zwischen den beiden Organisationen gibt», sagte Sergio Ermotti am Donnerstag auf dem Bloomberg New Economy Forum in Singapur. «Wir haben uns einen harten Wettbewerb geliefert, aber im Grunde mehr oder weniger mit dem gleichen Geschäftsmodell.»

Ermottis Aussagen überraschen. Und stehen im Gegensatz zu Äusserungen von Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher, der nach der Notübernahme im März mit seiner umstrittenen Kulturfilter-Aussage für Schlagzeilen gesorgt hatte. Credit-Suisse-Mitarbeitende würden gefiltert, um sicherzustellen, dass sie zur konservativen Ausrichtung der UBS passen. Damit dürfte er viele CS-Mitarbeiter nachhaltig vergrault haben.

Nun rudert die Bank kommunikativ zurück. Offenbar hat die Abwanderung guter Leute ein Mass erreicht, das als nicht mehr tolerierbar betrachtet wird. Laut Quartalsbericht hat die UBS den Mitarbeitenden der Credit Suisse zwischen der Ankündigung der Transaktion im März und dem Abschluss im Juni rund 500 Millionen Dollar in Form von Mitarbeiterbindungspaketen angeboten. Trotzdem hat die Bank Mühe, gute Leute zu halten. Die Abwerbung von Spitzenkräften ist zu einem Problem geworden. Das dürfte ein Grund sein, warum Ermotti plötzlich mildere Töne anschlägt.

UBS «mehr als arrogant» mit CS-Leuten

Die UBS wendet den Kulturfilter auch auf die Kundenbeziehungen an. Dabei würden die Prozesse, Richtlinien und Risikomanagementansätze der UBS angewendet, sagte Ermotti in Singapur. Damit sollen mögliche Konflikte vermieden werden. Seit dem Abschluss der Transaktion hat UBS die Kunden und Vermögenswerte der Credit Suisse überprüft, um sicherzustellen, dass die übernommenen Geschäfte mit ihrem Risikoansatz übereinstimmen.

Die Bank will sich von Assets im Wert von 5 Milliarden Dollar trennen, die sie für wohlhabende Kunden verwaltet. Kundenvermögen in Höhe von 30 Milliarden Dollar wurden als «nicht-strategische Kundenbeziehungen» umklassifiziert.

Die Aussagen von Ermotti kommen bei Ex-CS-Leuten nicht gut an. Es sei nach wie vor so, dass die Grossbank ihre neuen Kolleginnen und Kollegen «mehr als arrogant» behandle. Und zum Teil gebe es auch andere Gründe, warum die UBS Kunden herausfiltere – etwa wenn ein Kunde ein Angebot der UBS ausgeschlagen habe und zur Credit Suisse gewechselt sei.

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