Starker Rückgang der verwalteten Vermögen
Steigende Kosten und sinkende Erträge zwingen das Management zu härterer Spardisziplin.
25. Juli 2022 • Beat Schmid

“Hinter uns liegt ein historisches Halbjahr, geprägt von einschneidenden geopolitischen Ereignissen, die sich erheblich auf die Anlagebewertungen und die Kundenstimmung auswirkten,” sagt Bär-CEO Philipp Rickenbach zum Ergebnis des ersten Halbjahres. Als Folge davon “beschleunigen wir die Kostendisziplin in der gesamten Gruppe”. Bereits im ersten Halbjahr senkte die Bank die Personalkosten leicht. Nun verhängt die Bank einen Einstellungsstopp für das gesamte zweite Halbjahr. Davon ausgenommen sind lediglich Kundenberaterinnen und -Berater.

Die Bank wurde im ersten Halbjahr 2022 kräftig durchgeschüttelt. Die verwalteten Vermögen nahmen um 54 Milliarden Franken oder 11 Prozent auf 428 Milliarden ab. Die Bank nennt als Gründe “signifikante Korrekturen an den globalen Aktien- und Anleihenmärkten in einer der schlechtesten Sechsmonatsperioden für Kapitalmärkte seit Jahrzehnten”.

Diese negative Entwicklung wurde nur teilweise durch einen geringfügigen positiven Netto-Währungseffekt gemildert. Dieser ergab sich hauptsächlich aus der Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken, was den negativen Währungseffekt des schwächeren Euros und britischen Pfunds mehr als ausgeglichen hatte.

Julius Bär vermeldet fürs zweite Quartal Netto-Neugelder 1,5 Milliarden Franken. Damit konnte die Bank die Abflüsse von 2,7 Milliarden Franken des ersten Quartals nur partiell kompensieren. Es resultiert ein Nettoabfluss 1,1 Milliarden Franken in den ersten sechs Monaten. Noch vor einem Jahr betrugen die Zuflüsse 10 Milliarden. Julius Bär rechnet damit, dass sich die Neugeld-Situation in der zweiten Jahreshälfte weiter normalisieren wird.

Gewinn schrumpft um 26 Prozent

Julius Bär vermeldet fürs zweite Quartal Netto-Neugelder 1,5 Milliarden Franken. Damit konnte die Bank die Abflüsse von 2,7 Milliarden Franken des ersten Quartals nur partiell kompensieren. Es resultiert ein Nettoabfluss 1,1 Milliarden Franken in den ersten sechs Monaten. Noch vor einem Jahr betrugen die Zuflüsse 10 Milliarden. Julius Bär rechnet damit, dass sich die Zuflüsse in der zweiten Jahreshälfte weiter normalisieren werden.

Im ersten Halbjahr reduzierte sich der Betriebsertrag der Bär-Gruppe um sechs Prozent auf 1,865 Milliarden Franken. Der Geschäftsaufwand stieg um 5 Prozent auf 1,352 Milliarden. Die Cost/Income Ratio erhöhte auf 67 Prozent, von 61 Prozent im Vorjahr. Unter dem Strich sank der Konzerngewinn der Gruppe um 26 Prozent auf 450 Millionen Franken.

Update zu Russland

Wie bereits früher vermeldet, hat Julius Bär ein Kreditengagement gegenüber einer “einstelligen Anzahl" russischer Kunden, die internationalen Sanktionen unterliegen. Laut Bär umfasst das Engagement Hypothekarkredite für Wohnimmobilien an "erstklassigen Standorten" in Westeuropa sowie ein marginales Lombardkreditengagement.

Bis anhin verzeichne die Bank keine Kreditverluste mit direktem Bezug zur Russland/Ukraine-Situation. Ende Juni 2022 entfielen laut dem Unternehmen rund 1,6 Prozent der verwalteten Vermögen auf russische Personen, die weder im Europäischen Wirtschaftsraum noch in der Schweiz aufenthaltsberechtigt sind.

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