Ein Untersuchungsbericht der Graubündner Kantonalbank wirft neue Fragen auf. Die Prüfung hat ergeben, dass der Bankratspräsident drei private Investments bei René Benko tätigte. Gleichzeitig vergab die Bank grosse Kredite an dessen Immobilienimperium.
18. April 2024 • Beat Schmid

Der Banker Peter Fanconi und der gescheiterte Immobilieninvestor René Benko standen sich nahe. Nicht nur privat, sondern auch geschäftlich. Das geht aus dem Untersuchungsbericht von Ernst & Young hervor. Eine Zusammenfassung des Berichts wurde am Donnerstag veröffentlicht.

Geprüft wurde laut Mitteilung der allgemeine Kreditprozess im Zusammenhang mit dem grundpfandgesicherten Konsortialkredit von aktuell 58,3 Millionen Franken für die Globus-Liegenschaft in Zürich sowie einem «seit kurzem ebenfalls vom Bankkundengeheimnis befreiten Schuldscheindarlehen» von 3 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um einen bisher nicht bekannten Blankokredit, der Ende Oktober 2023 «vollständig wertberichtigt» worden sei, heisst es.

Wie die Bank mitteilt, bestätigt der Prüfbericht die «Ordnungsmässigkeit» der Kreditvergabe und bezeichnet die Kreditpolitik der Bank als «konservativ» und das Kreditbuch als «gesund».

Der Bericht beleuchtet auch die Rolle des GKB-Präsidenten Peter Fanconi. Die Rolle des Bankpräsidenten habe sich «lediglich auf die Herstellung des geschäftlichen Kontakts» beschränkt. Fanconi sei «nicht in die Kreditgenehmigungsprozesse involviert» gewesen. Der Bericht beschreibt, dass zwischen Fanconi und Benko «lose Beziehung» mit gelegentlichen Kontakten (Geschäftsessen, Telefonate und Email-Korrespondenz) entstanden sei.

Dabei sei in der Regel der «sehr gut vernetzte» Präsident des Bankrats angefragt worden, Kontakte zu bzw. Treffen mit anderen Finanzinstituten und Investoren zwecks Vorstellung von Geschäftsmöglichkeiten zu organisieren. «Aufgrund der vorliegenden Unterlagen und erhaltenen Auskünfte sind keine Situationen von Vorteilsnahme oder Interessenskonflikte erkennbar», heisst es in der Zusammenfassung.

Drei private Investments bei Benko

Der Bericht geht aber auch auf die privaten Investments von Peter Fanconi sein, die er persönlich im Umfeld Benko/Signa getätigt hat. Diese ist heikel, weil sich Fanconi dadurch in einen potenziellen Interessenkonflikt befand.

Zu den privaten Engagements heisst es im Spezialbericht: «Der Präsident des Bankrats hat im Juli und November 2020 (vor der Bewilligung des Konsortialkredits) sowie im März 2021 (nach der Bewilligung des Konsortialkredits) in insgesamt drei andere, unterschiedliche Gesellschaften der weit verzweigten Signa-Gruppe investiert (jeweils deutlich unter 1 Prozent Beteiligungsquote). Die Anfragen zur Investition in diese vor allem vermögenden Anlegern zugänglichen Anlageprodukte wurden ihm von seinen externen Anlageberatern zugetragen.»

Diese drei Benko-Investment legte Fanconi intern nicht offen. Die Prüfer kommen zu dem Schluss, dass die internen Regeln eine Offenlegung nicht erforderten. Engagements müssen bei der GKB nur dann gemeldet werden, wenn ein Organ mehr als 20 Prozent an einer anderen Gesellschaft hält. Die Prüfer sagen aber klar, dass die Regeln in Zukunft geändert werden sollten.

So schreiben sie am Schluss des Berichts: «Angesichts der zunehmenden Sensibilität im Umgang mit potenziellen Interessenskonflikten erachten wir eine Überprüfung der bestehenden Regelungen als angebracht, so dass bei bedeutenden oder stärker risikobehafteten Geschäften künftig auch potenzielle Interessenskonflikte – losgelöst von quantitativen Schwellenwerten – systematischer identifiziert und beurteilt werden können.»

Das PDF des Spezialberichts kann hier heruntergeladen werden.

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