Greenwashing und schlechtere Performance
Im europäischen Fondsmarkt zogen Anleger in den Monaten Februar bis April zum ersten Mal Geld aus nachhaltig deklarierten Anlageprodukten ab.
20. Juni 2022 • red.

Auf Basis von Morningstar-Daten kommt die Onlineplattform Envestor für die Monate Februar bis April auf Abflüsse von rund 18 Milliarden Euro. Im letzten Jahr zogen ESG-Produkte, die Aspekte wie Umwelt, Soziales und Governance berücksichtigen, noch rund 482 Milliarden Euro an. Die Zahlen beruhen auf der EU-Offenlegungsverordnung.

Gemäss dieser Regelung müssen alle Produktanbieter ihre Fonds in drei Gruppen einteilen – jene ohne besonderen Nachhaltigkeitsanspruch, jene mit entsprechendem Ansatz und jene mit besonderem Anspruch auf diesem Feld. Letztere zwei Gruppen werden auch als Fonds nach Artikel 8 und Artikel 9 ausgewiesen.

Betroffen waren in den Monaten Februar bis April vor allem die Artikel-8-Fonds mit Abflüssen von rund 33 Milliarden Euro. Bei den Artikel-9-Produkten gingen die Investments zwar zurück, blieben mit rund fünf Milliarden Euro aber positiv. Die als nachhaltig deklarierten Produkte kommen auf ein Kapitalvolumen von rund 4,5 Billionen Euro, die darin enthaltenen ambitionierteren Angebote nach Artikel 9 auf 0,7 Billionen Euro, alle weiteren Fonds auf 7,1 Billionen Euro.

Gründe für den Rückgang dürften die anhaltenden Diskussionen um Greenwashing sein und die eingetrübte Performance vieler als nachhaltig deklarierter Produkte. Die meisten Wachstumstitel, die in etlichen ESG-Anlagen überproportional vertreten sind, gaben überdurchschnittlich nach in den letzten Monaten. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges performten zudem viele Rohstofftitel besonders stark, die in ESG-Produkten meist auf der Ausschlussliste stehen.