Neue Auktionsform
Eine virtuelle Auktion mit Werken von 16 Künstlerinnen erwies sich als Erfolg. Ein Teil des Erlöses geht an die Hilfsorganisation UN Woman.
26. August 2022 • Beat Schmid

Der Schweizer Auktionator Simon de Pury versetzt mit einem neuen Projekt die Kunstszene in Aufregung. Bei einer Online-Auktion, bei der er als Avatar auftrat, wurden alle 16 angebotenen Lose verkauft – sämtliche Werke stammten von Künstlerinnen und durften nicht älter als drei Jahre sein.

Die Zuschlagssumme lag mit 704’500 Dollar leicht über dem Mittel der erwarteten Preisspanne von 568’500 bis 787’500 Dollar. Dabei seien zehn neue Rekorde aufgestellt worden – was fairerweise nicht so schwer war, weil einige Werke von aufstrebenden Künstlerinnen angeboten wurden, die noch nicht lange im Geschäft sind. Die erzielten Preise für Werke von bekannteren Künstlerinnen lagen eher am unteren Ende der Spanne.

Die Auktion bildete den Schlusspunkt einer Aktion, die mit der Eröffnung der virtuellen Ausstellung "Women: Art in Times of Chaos" Anfang des Monats begann. Die 16 Künstlerinnen würde er "sehr bewundern”, sagte de Pury gegenüber Branchenpublikation Artnet. Als er die Liste zusammenstellte, habe er bemerkt, dass die Künstler, die er am meisten bewundere, Frauen seien. Die Werke stammten unter anderem von Genieve Figgis, Phyllis Stevens, Alexis McGrigg, Chloe Wise und Allison Zuckerman.

Das Spezielle an der Auktion – neben dem Umstand, dass de Pury als Avatar auftrat – war, dass der Erlös aus der Versteigerung direkt an die Künstlerinnen geht beziehungsweise die Galerien, von denen sie vertreten werden.

Wie de Pury auf seiner Website schreibt, geht 100 Prozent des Zuschlagspreises an die Künstlerin oder Galerie. Drei Prozent dieses Preises wird von der Käuferprämie (18 Prozent) abgezogen und an die Organisation UN Women überwiesen. Die grösste Frauenhilfsorganisation der Welt setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter und das Empowerment von Frauen ein.

Ebenfalls speziell ist, dass sich die Käufer verpflichten, das ersteigerte Werk für einen Zeitraum von drei Jahren nicht weiterzuverkaufen. Zudem erhalten die Künstlerinnen und die Galerien den Namen der Käuferschaft und der Unterbieter. Diese Informationen fliessen normalerweise nicht. Den Künstlerinnen bietet das die Möglichkeit, den Kontaktkreis zu potenziellen Sammlern zu vergrössern.

De Pury verzichtete auch auf einen gedruckten Katalog und auf eine physische Ausstellung der Bilder im Vorfeld. Das soll Ressourcen schonen, da die Werke nur einmal verschickt werden müssen, quasi direkt vom Atelier zum Käufer. Eine Vorgabe war auch, dass keine Werke angeboten werden durften, die vor 2019 entstanden sind.